Finanzminister Steinbrück will Hedgefonds einhegen

Mehr Transparenz soll Anleger schützen: Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften sollen einen besseren Einblick in ihre Praktiken gewähren

BERLIN taz ■ Der drohende Bankrott der Kapitalanlage-Gesellschaft Long Term Capital Management war für die Deutsche Bank und die Dresdner Bank richtig teuer. Sie allein zahlten 1998 mehrere hundert Millionen Dollar, um den Hedgefonds LTCM am Leben zu halten. Insgesamt kostete die Anteilseigner die abgewendete Pleite rund vier Milliarden Dollar.

LTCM war ein Desaster. Aber Politiker begannen damals, sich überhaupt mit Hedgefonds zu beschäftigen. Und darüber nachzudenken, ob sie eine neue, kaum zu kalkulierende Gefahr für die weltweite Wirtschaft darstellen könnten. Wenn Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) beim Europäischen Finanzministerrat Ecofin an diesem Wochenende mit seinen Kollegen über die Einhegung der Hedgefonds diskutiert, ist dies eine Spätfolge des Schocks von 1998. Wie damals wissen Politiker und auch die meisten Akteure auf den internationalen Finanzmärkten nicht viel über die Hedgefonds. Woher stammt ihr Kapital, wie legen sie es an, wo droht das nächste große Risiko?

Hinzu kommt: Das Gebaren der Hedgefonds hat sich ausgedehnt auf die so genannte Private-Equity-Branche. Während Hedgefonds ursprünglich reine Finanzspekulationen durchführten, mischen sich heute die Verwalter „privaten Vermögens“ mit gigantischen Summen in die Politik einzelner Unternehmen ein. Steve Schwarzman, der Chef der Private-Equity-Firma Blackstone, rühmte sich unlängst, 50 Milliarden Dollar Investitionskapital zur Verfügung zu haben. Mit der Summe kann man Konzerne wie VW oder BASF übernehmen. Gemeinsam ist Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften, dass sie sich einen beträchtlichen Teil ihres Kapitals leihen, große Risiken eingehen, hohe, schnelle Renditen anstreben und nur wenig staatlicher Regulierung unterliegen.

Dieses Problem will Steinbrück nun angehen, indem er für mehr Transparenz in der Kapitalanlage-Branche plädiert. Seine Argumentation sieht so aus: Die Hedgefonds würden sich große Summen unter anderem von Pensionsfonds leihen, die später die Renten der heutigen Beschäftigten zahlen sollen. Um die Alterssicherung, die auch in Deutschland zunehmend in privaten Händen liegt, nicht zu gefährden, brauchen die Pensionsfonds laut Steinbrück mehr Informationen über die Verwendung ihrer Gelder.

International ist die Debatte über die Transparenz noch nicht weit gediehen. Während Steinbrück den Fonds Verhaltensnormen auferlegen will, wollen es die USA und Großbritannien bei Appellen belassen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert inzwischen, die Fonds Mindestanforderungen beim Eigenkapital zu unterwerfen. Sie dürften dann weniger Kredite aufnehmen. Die Gewerkschaften wollen damit die Handlungsfähigkeit der Fonds bei Unternehmenskäufen einschränken. Das sei „Gutmenschendenken“, sagte gestern Steinbrücks Sprecher Torsten Albig. In der globalen Wirtschaft könnten Investoren die Regel unterlaufen, indem sie in Staaten mit schwächeren Gesetzen auswichen. HANNES KOCH