„Ohne Wurm kein Storch“

Der Nabu stellt die Storchzahlen für 2011 vor

■ 44, ist Sprecher des Nabu Hamburg. Der Biologe wünscht sich mehr Regen – damit die Störche genug Nahrung finden

taz: Herr Quellmalz, in Sachen Kindererziehung können wir uns von den Störchen eine Scheibe abschneiden, oder?

Bernd Quellmalz: Allerdings! Bei Storcheneltern herrscht absolute Gleichberechtigung. Beide sind zu gleichen Teilen für die Nahrungsbeschaffung und die Erziehung verantwortlich. Das ist wirklich vorbildlich.

Aber noch keine Erklärung für seine Beliebtheit: Warum mögen wir den Storch eigentlich so gern?

Erstmal ist er einfach groß und schön. Und er hat sich wie kein anderer Vogel den Menschen angeschlossen. Wir alle kennen ihn also und verbinden etwas mit ihm.

Was verbinden Sie selbst denn mit dem Storch?

In erster Linie bedrohte Lebensräume. Wenn ich einen Storch sehe, denke ich an feuchte Wiesen.

Feuchte Wiesen mit saftigen Fröschen sind momentan eher Mangelware.

Es war wirklich extrem trocken. Aber die Annahme, dass wenig Frösche wenig Störche bedeuten, stimmt so nicht. Die Gleichung müsste heißen: Ohne Regenwurm kein Storch. Denn in den ersten 14 Tagen frisst der Storchennachwuchs nur Regenwürmer und die haben sich bei der Dürre so tief in den Boden zurückgezogen, dass die Störche kaum welche finden.

Hamburgs Störchen geht es also schlecht?

In den vergangenen zehn Jahren ging es ihnen eigentlich ganz gut und wir hatten im Schnitt zehn bis 14 Storchenpaare in der Stadt. Aber jetzt könnte es zu einem akuten Nahrungsengpass kommen, denn das bisschen Regen bringt die Würmer noch nicht zurück. Was das für den Storchennachwuchs bedeutet, wird sich noch zeigen. INTERVIEW: ILK

Der Nabu Hamburg stellt den Storchenjahrgang 2011 vor. Blick in ein Nest: www.nabu-hamburg/storchenwebcam