Unionsfrauen unter neuer Leitung

SPITZENPERSONALIE Generationen- und Kurswechsel bei der schleswig-holsteinischen Frauen-Union: Gegen Karin Wiedemann setzt sich ihre bisherige Stellvertreterin Katja Rathje-Hoffmann durch

Katja Rathje-Hoffmann tritt ein für Quoten in der Politik und in der Wirtschaft

Die Landtagsabgeordnete Katja Rathje-Hoffmann ist neue Vorsitzende der Frauen-Union in Schleswig-Holstein. Die 69 Delegierten wählten die 47-jährige Norderstedterin knapp mit 36 Stimmen, 33 Stimmen entfielen auf Karin Wiedemann, 63, die das Amt zehn Jahre lang inne hatte.

Die Wahl steht nicht nur für einen Generationen-, sondern auch für einen Kurswechsel: Die gelernte Fernsehtechnikerin Rathje-Hoffmann, acht Jahre lang als hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte tätig, setzt auf Kooperation: „Frauenpolitik braucht Mehrheiten“, sagte sie, „wir müssen die Männer einbinden.“ Die Juristin Wiedemann war dagegen mehrfach als lautstarke innerparteiliche Kritikerin des Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen aufgetreten und hatte mehr Führungsposten für Frauen gefordert.

Unter Carstensen stellte die CDU, die seit 2005 in Kiel regiert, kaum weibliche Kabinettsmitglieder. Wiedemann selbst war in der schwarz-roten Regierung von 2005 bis 2009 Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, im Oktober 2009 entließ Carstensen sie. Aus Protest wollte Wiedemann zunächst auch als Vorsitzende der Frauenunion zurücktreten, blieb dann aber doch im Amt – was ihr unter den rund 6.300 Mitgliedern einige Kritik einbrachte.

Vor der jetzigen Wahl hatte sie erklärt, angefangene Projekte, etwa ein Mentoring-Programm, weiterführen zu wollen. Für ihr „Streben nach tatsächlicher Gleichstellung“ sei sie nicht überall beliebt, aber respektiert, hieß es in einer Pressemitteilung. Diese Meinung teilen nicht alle Delegierten: „Man wurde teilweise scheel angeguckt, wenn man die Frauen-Union erwähnte.“

Rathje-Hoffmann, die bisher Wiedemanns Stellvertreterin war, tritt ein für Quoten in der Politik und in der Wirtschaft – zumindest in größeren Unternehmen: „Wir brauchen sie, um die Normalität, also Gleichberechtigung, zu erreichen.“ Die Potenziale der Frauen müssten besser ausgeschöpft werden. EST