KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

NOEMI MOLITOR

Es mag ein persönlicher Tick sein, aber ich freue mich wenn sich unterschiedliche Arbeiten, die nichts miteinander zu tun haben, ergänzen. Die Künstler_innen beschäftigen sich mit jeweils anderen Dingen, aber ihre Formsprache und Motive erzeugen derartige Parallelen, dass ich die Werke gerne mitnehmen und in einem Raum neu zusammenwürfeln würde. Entweder würde dann vor lauter Synchronizität alles implodieren oder es wäre großartig. Bis ich dieses Hirngespinst testen kann, hier ein Vorgeschmack auf einige Verbindungslinien, die sich derzeit auftun.

 Marguerite Humeau hat mit „Horizonten“ bei Import Projects ein komplexes Gewebe aus Skulpturen, Apparaten, Kurzfilmen und Soundtracks geschaffen, das in minimalistischer Science-Fiction-Ästhetik zu einem futuristischen Szenario zusammenschmilzt. Laut fiktivem Expeditionsantrag wird in einem Paralleluniversum Leben in antarktischen Unterwasservulkanen vermutet. Humeau hat dazu riesige prähistorischen Kreaturen aus Kunststoff gebaut, die mit Maschinenteilen verkoppelt sind. „Terminator Schwein“ und „Mammut Imperator“ haben ihre Zeitreise lautstark überlebt, die Urzeitgeräusche, die sie akustisch untermalen, sind bis draußen auf die Straße zu hören. Eine Kanone feuert daneben schwarzen Glitzerstaub an die Wand. Sie ist imaginäres Prop zum Zweiminüter „Eine Reise nach Europa“, der die Expeditionsreise in die antarktischen Gewässer visualisiert: Ein schwarzer Kreis deutet eine Sonnenfinsternis an, wird dann durch weiße Punkte zur Sternenkartografie. Jedes Einzelteil und jeder Titel klingt bei Humeau sowohl ironisch als auch seriös. Sie weiß das Science-Fiction-Genre zu bedienen und gleichzeitig seine Künstlichkeit zu unterstreichen (Do.–Sa. 13–17 Uhr, Keithstr. 10).

 Markus Keibels schwarze Tuschekreise auf Papier in der AJL Gallery wirken wie eine Weiterführung Humeaus schwarzer Scheiben. Seine Zirkel sind so glatt wie ihre, werden zu spiralförmigen Wurmlöchern, bis die Tusche komplett ausbricht und die Struktur zum Schwanken bringt (bis 4. 10., Di.–Sa. 14–18 Uhr, Potsdamer Str. 98 A). Auch Ali Kaaf arbeitet primär in Schwarz-Weiß. Seine Papierarbeiten und Skulpturen werden in der C&K unter dem Titel „Riss“ ausgestellt. Seine weißen Punkte auf schwarzen Kreisen sind ebenfalls aus Tusche und wirken durch Ausbrennen der Ränder noch organischer. Kaafs Glasskulptur „Helm“ evoziert natürlich den einen: Darth Vader. Auch Humeaus Raumschiff erinnert an die glänzenden Kanten der ikonischen Maske. Schwarze Löcher am Horizont, wir kommen (bis 11. 10., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Joachimstr. 17/Ecke Auguststr).