Bunt statt Braun

Während die Dortmunder Polizei mit SchülerInnen über das Verhalten bei Demonstrationen diskutiert, formiert sich breiter Widerstand gegen den Aufmarsch der Rechten am 1. Mai

VON RAPHAEL
PIOTROWSKI
UND HARTMUT LOUIS

Wer sich im Internet über die geplante antifaschistische Demonstration am 1. Mai in Dortmund informieren will, findet sich schnell auf einer sehr professionell gestalteten Seite wieder: „Gemeinsam gegen Kapitalismus! Heraus zum 1. Mai!“, heißt es dort. Erst auf den zweiten oder gar dritten Blick erkennt man: Es ist die Seite der Organisatoren des rechten Aufmarsches in Dortmund.

Etwa 1.000 Nazis wollen am ersten Mai durch die östliche Innenstadt und durch den Dortmunder Ortsteil Körne marschieren. Es soll die größte 1. Mai-Demo der Nazis in ganz Deutschland werden, bei der auch TeilnehmerInnen aus dem Ausland erwartet werden. Beobachter rechnen mit Rechten aus Belgien und den Niederlanden. Dadurch entstehe eine „unübersichtliche Lage“, wie Friedrich Stiller, Sprecher des Dortmunder Arbeitskreises gegen Rechtsextremismus auf taz-Anfrage sagte.

Gegen die Nazis wird es verschiedene Gegendemonstrationen geben. Außerdem soll nachmittags im Westfalenpark ein Jugendkonzert „Rock gegen Rechts“ organisiert werden. Die Dortmunder Polizei erwartet unter den DemonstrantInnen zahlreiche Jugendliche, die sie jetzt schon ins Visier genommen hat. Unter dem Motto „Demonstrieren, aber friedlich“ wird die Polizei in die Schulen gehen, um mit SchülerInnen ab der achten Klasse über die „friedliche Ausübung des Demonstrationsrechts“ zu diskutieren, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

Es gehe darum, die Schülerinnen und Schüler über ihre Rechte und Pflichten auf Demonstrationen zu informieren. Dabei lässt die Polizei allerdings auch auf Nachfrage offen, ob sie Ausschreitungen eher aus dem linken oder dem rechten Spektrum erwartet.

Die Nazis werten unterdessen die Bemühungen der Polizei als Unterstützung für ihre Sache. „Die Dortmunder Polizei rührt kräftig die Werbetrommel für die große Demonstration am 1.Mai“ heißt es auf besagter Website der Rechten. Nach Ansicht Friedrich Stillers, nutzen die Nazis jegliche Reaktion als Propaganda: „Neonazis reden sich die Lage schön.“ Selbst wenn AntifaschistInnen die Provokationen der Rechten am 1. Mai ignorieren würden, hätten die Nazis dies für sich bewertet, glaubt er.

Stiller und viele andere DortmunderInnen mobilisieren gegen Rechts. Folgende Aktionen sind geplant: Um 10.00 Uhr startet auf dem Vorplatz des Dortmunder Hauptbahnhofs unter dem Motto „Für mehr als nur dagegen“ eine antifaschistische Gegendemonstration.

Ebenfalls um 10.00 Uhr beginnt eine DGB-Kundgebung, auf der der DGB-Chef Michael Sommer und der Dortmunder Oberbürgermeister sein werden. Vom Veranstaltungsort, dem Platz der alten Synagoge, ziehen die Teilnehmenden zum Westfalenpark. Um 14.00 Uhr startet dort das Konzert „Rock gegen Rechts“.

Zur gleichen Zeit beginnt auch das „Bürgerfest bunt statt braun“ in Dortmund-Wambel. Nähere Informationen geben die Organisatoren im Laufe der nächsten Woche bekannt.

Schon am Vorabend gibt es um 18.30 Uhr eine Demonstration, die an der S-Bahn Haltestelle Knappschaftskrankenhaus beginnt.

Es ist zu wünschen, dass durch diese Aktionen sich die Einschätzung von Stiller bestätigt, dass die Nazis in Dortmund „eine verschwindende Minderheit“ bleiben.