Zocker-Therapie? Ein Glücksspiel

Bremen fehlen fachspezifische Hilfe-Angebote für die wachsende Zahl Glücksspielsüchtiger. Abhilfe ist nicht geplant

Der Glücksspielmarkt wächst. Das heißt auch: Die Zahl der süchtigen Zocker nimmt zu. Bremen ist, was Beratungs- und Therapieangebote angeht, daraufnur unzureichend vorbereitet. Dieses Resümee legte eine Expertendiskussion von Ärztekammer und Gesundheitsamt nahe.

Zwar betreibt der staatliche Wettanbieter Lotto Bremen seit Kurzem eine Fachstelle Spielsucht. Diese aber diene „eher der Koordination“, beschrieb Podiumsgast Gabriele Schneider ihr Aufgabenprofil. Es sei „schwierig gewesen“, sich einen Überblick über die örtlichen Therapiemöglichkeiten zu verschaffen: Verstreut, vereinzelt und wenig spezifiziert seien die Angebote. „So viel haben wir da in Bremen nicht“: Was es gibt ist eine Selbsthilfegruppe der „Gamblers Anonymous“, (Anonyme Spieler, kurz: GA). Und sozialpsychiatrischer Dienst und drogentherapeutische Einrichtungen nehmen Spiel-Abhängige auf. Allerdings fehlt dort beim Personal oft die Erfahrung im Umgang mit dieser besonderen, nicht-substanzgebundenen Sucht. Die tut aber not: Das ergab sich aus den Beiträgen der Praktiker, die im Publikum saßen: „Man muss höllisch wach sein“, so Caritas-Suchtberater Johannes Dieckmann. Und „die zocken mit dir weiter rum“, skizzierte Klaus Roscher das besondere Therapie-Verhalten der Betroffenen. „In einer Therapiegruppe sind Alkoholiker ‚die Penner‘, Spielsüchtige, eher wie Junkies, die ‚Kings‘.“ Roscher war bisher der Ansprechpartner für Spielsüchtige beim sozialpsychiatrischen Dienst, mehr als zehn Jahre hat er mit ihnen gearbeitet. Jetzt ist er Ruheständler. Einen Nachfolger gibt es nicht.

In einem rund einstündigen Impulsreferat hatte Spielsuchtforscher Gerhard Meyer neben eigenen Forschungsergebnissen – wie dem anhand von Blutproben geglückten Nachweis hormoneller Auswirkungen des Zockens auf die Spieler – ausführlich Stellung zum geplanten Staatsvertrag genommen. Zweifelhaft allerdings, dass der jemals in Kraft tritt: Die EU-Kommission hat Vorbehalte angemeldet, und Schleswig-Holstein will der Vereinbarung nicht beitreten. Sie stelle, so befürchten Kritiker, kaum ein ernsthaftes Hemmnis für die Entwicklung des Glücksspielmarktes dar – sondern nur für dessen Kontrolle.

Obwohl das im bisherigen Entwurf nicht vorgesehen ist, versprechen sich indes viele vom neuen gesetzlichen Rahmen, dass er einen Anteil der Lottomittel künftig der Glücksspielsucht-Prävention zuschanzt. Desillusionierend dazu das Statemnt des Fachreferenten Suchtkrankenhilfe bei der Gesundheitssenatorin: „Federführend“, so Anton Bartling, „sind die Ressorts Inneres und Finanzen. Wir können nur zaghaft die Hand heben.“ bes