Dorfpunk mit Weltschmerz
: Rocko Schamoni

Auf einmal so ernst? Zwar gibt Rocko Schamoni auf den Pressephotos zum neuen Album „Rocko Schamoni & Little Machine“ (Trikont/Indigo) nach wie vor den Dandy, aber in einer nachdenklichen Version.

„Leben heißt sterben lernen“, singt Schamoni gleich im Eröffnungsstück – nun ja, wir werden eben alle älter, wenn auch deshalb nicht gleich so fatalistisch. Viel geringer indes werden die Themen im Weiteren dann keineswegs. Und erst recht nicht versöhnlicher: „Jugendliche“ werden abgewatscht – „Ihr seid Jugendliche, wer soll euch vor euch beschützen? Wir bestimmt nicht. Wir haben schon genug Ärger mit den Rentnern. Seid ihr Punks, oder was?“ Es gibt aber auch – der positive Umschlag der Sinnkrise – Idealismus: die großen Liebesepen, Verbindlichkeit, Glücksversprechen, in Ewigkeit, aber nicht Amen, jedenfalls nicht so richtig, denn Gott sei ein Fabrikat, das nicht funktioniere, wie es in „Weiter“ heißt.

Das geht natürlich alles nicht so leicht rein wie der schwingende Soul auf früheren Alben und die immer auch nostalgischen Jugenderinnerungen seines Romans „Dorfpunk“, ist ganz deutlich ein bewusst sperriges Statement, das kaum überraschend seine moralisch selbstgefälligen Züge aufweist.

Schamoni deutet an, dass dies seine vielleicht letzte Platte sein könnte. Sie hat genug Schwere, um zu bleiben, und ausreichend Eleganz, um die Jahre zu überdauern. Aber schade wär‘s schon. ASL

Mittwoch, 20.30 Uhr, Stauerei