Ende einer Affäre: Freundin weg, Waffen auch

720 Euro muss ein ehemaliger Türsteher zahlen, weil er seine Freundin mit der Gaswaffe bedrohte und vorgab, sie ins Bordell schicken zu wollen

Einer wie Timo K. macht Eindruck, auch vor dem Amtsgericht. Er kommt daher, wie es gemeinhin von einem Türsteher erwartet wird. Und er war auch einer. Viele Jahre lang wachte der 31-Jährige vor verschiedenen Discos, auch auf der Meile in der Bahnhofsvorstadt. Sein Anwalt Wilfried Behrendt nennt ihn ein „wandelndes Quadrat“. Der Gang ist etwas breitbeinig, der Körper massig, und sein braungebrannter Schädel sitzt auf einem Stiernacken. „Sie sind beeindruckend“, sagt die Richterin.

Das fand auch Anna L., die Timo K. mal „sehr nahe“ war, wie sie sagt, „auch körperlich“. Eine „offizielle Beziehung“ will sie es nicht nennen, aber Herr K. war ja auch verlobt. Mit einer anderen. Jetzt sieht Anna L. ihn das erste Mal seit jener Nacht im Juni 2005. Er ist wegen versuchtem Menschenhandel angeklagt. Einem wie ihm traut man so etwas wohl zu – nach Aktenlage.

„Sehr aggressiv“ sei er damals gewesen, sagt die 23-Jährige vor Gericht. „Ich hatte ziemlich Angst vor ihm.“ Irgendwie sind die beiden in Streit geraten, warum, das weiß sie nicht mehr. Geschubst habe er sie, sagt sie, mehrmals. Und als sie schon auf dem Boden lag, zog er eine Waffe, einen Gasrevolver, hielt ihn ihr an die Schläfe. Und drohte ihr, sie ins Bordell zu schicken. Im „Haus 19“ werde er anrufen, einen Termin für sie machen. „Du willst doch leben, oder? Das ist die beste Lösung.“ Das sollen seine Worte gewesen sein. Und das ihr das ja „eh nichts“ ausmache, sie ohnehin „eine Schlampe“ sei.

Die Verteidigung widerspricht nur kurz, auch wenn die Geschichte mit dem Bordell „Quatsch“ sei, wie Behrendt sagt. „Diese Art von Bedrohung gab es nicht“, sagt er im Brustton der Überzeugung – um dann, kaum ist Frau L. wieder aus der Tür, doch klein beizugeben. „Ich nehme das unwidersprochern hin.“

Die Richterin glaubt der Zeugin, der Staatsanwalt auch. „Irgendwas wird da schon gewesen sein“, sagt Bernd Gabler, „das hat sie sich nicht alles ausgedacht.“ Nur von versuchtem Menschenhandel könne keine Rede sein, da sind sich alle einig. „Nach Aktenlage konnte man das so anklagen“, sagt er am Rande des Prozesses, doch am Ende wird er auf Körperverletzung und Bedrohung plädieren.

720 Euro muss der arbeitslose Versicherungskaufmann zahlen, doch das ist für ihn nicht das Schlimmste: Er muss alle Waffen abgeben. Und das sind eine ganze Menge. Timo K. sammelt sie, besaß eine Handvoll Gasrevolver, ein Luftgewehr, eine Pistole. Er wird sie nicht wieder sehen. Das trifft ihn, sichtlich, hart. Er will widersprechen. Sein Anwalt herrscht ihn an. K. schweigt. Gabler ist zufrieden: „Es ist jetzt Ruhe im Karton.“ mnz