Freizeitspaß Mottenfangen

Neue Hoffnung für die Kastanien: Mit speziellen Pheromon-Fallen kann die Verbreitung der Miniermotte gestoppt werden. Allerdings ist die Pflege der Fallen sehr aufwendig. „Das ist wie ein neues Hobby“, sagt ein Experte

Es ist nur eine Frage von ein paar Wochen, bis wieder die ersten brauen Flecken erscheinen. Und spätestens im August wird an den Kastanien statt Blätter nur noch braunes Gekräusel zu sehen sein. Die vor zwölf Jahren aus Südosteuropa eingeflogene Miniermotte hat dann mal wieder ihre Brut in den Bäumen aufgezogen.

Beim Amt für ländliche Räume in Lübeck wurde im vergangenen Jahr eine neue Bekämpfungsmethode erprobt. Ein speziell entwickelter Sexualduftstoff, aufgehängt an kleinen Behältern in den Baumkronen, soll die männlichen Motten verwirren und verhindern, dass sie die Weibchen finden. „Die Pheromone sind neu entdeckt worden. Die Sache ist ein bisschen geheim“, sagt Helmut Haardt von Re-Natur in Stolpe bei Neumünster, die auf natürlichen Pflanzenschutz spezialisiert ist und zur Zeit noch als einzige Firma in Deutschland die kleinen Trichterfallen mit dem Lockstoff vertreibt.

„Die Methode erscheint vielversprechend, sie befindet sich allerdings noch im Versuchsstadium“, schreibt die Biologische Bundesanstalt in Braunschweig in einer Stellungnahme an den Naturschutzbund. Bis zur Praxisreife werde es vermutlich „ein paar Jahre dauern“. Das Lübecker Amt habe das Fazit gezogen, dass die Sache Sinn ergebe, sagt dagegen Haardt. Zwar gelinge nicht die vollständige Bekämpfung, wohl aber „eine Reduzierung des Befalls“.

Auch die Hamburger Umweltbehörde hat mit der Methode große Pläne. Neben den 7.000 Kastanien an Straßen gibt es etwa 25.000 Bäume auf Privatgrund. Per Luftaufnahme soll nun festgestellt werden, in welchen Gärten die Bäume blühen, um anschließend die Besitzer anzuschreiben und auf die Mottenfalle hinzuweisen.

Die Falle funktioniert ganz einfach. In einem Fangbehälter wird ein Drittel Liter Wasser mit Spülmittel eingefüllt. Darüber befindet sich ein Trichter mit Körbchen für den Duftstoff. Ein Teil der Männchen wird in das Wasser gelockt und verendet dort, berichtet Haardt. Andere würden durch den Duftstoff verwirrt, so dass sie die Weibchen nicht finden.

Die Gefahr, dass die falschen Tierchen in der Falle verenden, bestehe nicht. Allerdings sei das ganze schon mit etwas Aufwand verbunden. „Das ist wie ein neues Hobby“, sagt Haardt. So muss die Falle einmal pro Woche geleert werden, damit das Wasser nicht stinkt und so den Sexualduftstoff überdeckt. Alle sechs Wochen muss die Patrone mit den Duftstoff ausgewechselt werden.

Es ist Eile geboten. Mitte April sollten die Fallen in den Bäumen hängen. Denn dann schlüpfen die ersten Tierchen, die als Puppen im Laub überwintert hatten. Da es bei diesen Motten in einem Jahr bis zu vier Paarungszyklen geben kann, lohnt es sich, die Fallen bis September hängen zu lassen und neu mit Duftstoff zu bestücken. Im Oktober muss allerdings wieder zur Harke gegriffen werden, weil die Verwirrmethode allein nicht reicht. KAIJA KUTTER

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