Wenn das Virus heimisch wird

EBOLA II Neue Studien warnen vor bis zu 1,4 Millionen Infizierten in Westafrika im kommenden Januar und einer Sterblichkeitsrate von bis zu 70 Prozent. Die aktuellen Zahlen sind wohl untertrieben

WASHINGTON/LONDON afp/ap/dpa | Die US-Seuchenschutzbehörde CDC hat vor einer drastischen Ausweitung der Ebola-Epidemie in Westafrika gewarnt. Bis zum 20. Januar 2015 könne die Zahl der Infizierten auf 550.000 bis 1,4 Millionen steigen, heißt es im am Dienstag veröffentlichten Wochenbericht der Behörde. Die Zahlen basieren auf der Annahme, dass in Wahrheit bereits 2,5-mal mehr Menschen mit dem Virus infiziert sind als bekannt.

Nach bisherigen Statistiken, die die Weltgesundheitsorganisation WHO am Dienstag veröffentlichte, waren insgesamt in Westafrika bis zum 18. September 5.864 Menschen mit dem Ebola-Virus infiziert, von denen 2.811 der Krankheit erlegen seien. Unter Berufung auf eine zusammen mit dem Imperial College in London erstellte Studie warnte die WHO vor einer Verdreifachung der Ebola-Infektionen bis zum 2. November.

Die Krankheit könnte der Studie zufolge vollends „epidemisch“ werden und sich über Jahre in der Region festsetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Studienautoren von einer deutlich höheren Sterberate bei dem in Westafrika wütenden Erreger ausgehen als bislang üblicherweise angenommen – die Rate liegt demnach bei mehr als 70 Prozent der Infizierten und nicht bei etwa 50 Prozent.

Der strategische Direktor der WHO und Koautor der Studie, Christopher Dye, sagte, die Zahl der Fälle werde sich exponentiell steigern. Das Virus werde sich auch in Teilen Guineas ausbreiten, aus denen bislang noch keine Ebola-Ansteckungen bekannt seien. Menschen könnten sich auch noch in Jahren mit Ebola anstecken, sollten sich die Kontrollmaßnahmen nicht verbessern, hieß es. Die WHO teilte mit, die genaue Zahl der Opfer in Liberia werde wohl nie zu erfahren sein. In einem Slum der Hauptstadt Monrovia würden die Leichen einfach in Flüsse geworfen.

Das CDC räumte ein, dass seine Vorhersage auf Erhebungen aus dem August basiert – bevor die USA und andere Länder ihre Hilfen für die Krisengebiete massiv aufgestockt hatten. „Die Zahlen spiegeln nicht die gegenwärtigen Verhältnisse“, heißt es.