Senator mit „Bomben-Humor“

Hochdekorierter Vietnamveteran mit eigenem Sinn für Humor: Der 71-jährige republikanische Präsidentschaftsbewerber John McCain erfreut sein Publikum mit „Bomb Iran“-Gesängen FOTO: REUTERS

Der anhebende US-amerikanische Wahlkampf hat schon einige seltsame Blüten getrieben. Erst erhitzten zwei 800 Dollar teure Haarschnitte des demokratischen Präsidentschaftsanwärters John Edwards die Gemüter, dann die Badehosen-Pin-ups von Kandidat Barack Obama.

Nun also John McCain. Der republikanische Senator und Präsidentschaftskandidat hat bei einer Wahlkampfveranstaltung in South Carolina eine Kostprobe seines Sinns für Humor gegeben. Auf die Frage eines Zuhörers, wann Washington im Atomstreit mit dem Iran eine „Botschaft per Airmail“ an Teheran übermitteln werde, stimmte der 71-jährige Senator einen Hit der Beach Boys an. Zur Melodie von „Barbara Ann“ trällerte er: „Bomb bomb bomb, bomb bomb Iran“. Anschließend sagte McCain in ernstem Ton: „Ich unterstütze Präsident Bush voll und ganz, wenn er sagt, wir dürfen nicht zulassen, dass der Iran Israel zerstört.“

Sein Sprecher beeilte sich hinterher, den Ausrutscher des Politprofis zu bagatellisieren und sagte, der Senator habe doch nur etwas Frohsinn in die Veranstaltung bringen wollen. Beim Publikum kam dies offenbar hervorragend an. Es klatschte und lachte, wie ein auf der Internetseite YouTube veröffentlichter Mitschnitt zeigt. „Bitte, ich habe nur mit einigen meiner alten Veteranen-Freunde gesprochen“, sagte der für seine Temperamentausbrüche bekannte Politiker später. „Meine Antwort ist: Entspannt euch und lebt euer Leben.“ Auf die Frage, ob sein Witz nicht unsensibel gewesen sei, erklärte er: „Unsensibel gegenüber wem? Den Iranern?“

McCain, der seine Bewerbung eng an Bushs Irakpolitik geknüpft hat, galt lange als Favorit im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Mittlerweile liegt er aber hinter dem New Yorker Exbürgermeister Rudolph Giuliani zurück. Einen Angriff auf den Iran hat McCain nie ausgeschlossen, sondern – gemäß dem offiziellen Duktus des Weißen Hauses – stets als letzte Option bezeichnet.

Scherze, die mal eben das Bombardieren anderer Länder beinhalten, sind in einem Land, das tatsächlich andere Länder mal eben bombardiert, keine perverse Entgleisung. McCain reiht sich damit nur ein in die „Bomben-Jokes“ des Weißen Hauses. Ronald Reagan hatte auf der Höhe des Wettrüstens 1984 gescherzt: „Meine lieben Mitbürger, ich freue mich, Ihnen heute sagen zu können, dass ich ein Gesetz unterzeichnet habe, das Russland für immer verbieten wird. Wir beginnen in fünf Minuten mit den Bombenangriffen.“ Reagan hatte mit dieser Einlage das Mikrofon vor seiner wöchentlichen Radioansprache getestet.

ADRIENNE WOLTERSDORF