… DER BVG-BUS?
: Den Kniefall verweigern

Senken steht bei den Berliner Verkehrsbetrieben nicht auf der Tagesordnung – was bei den Ticketpreisen schon lange gilt, wird bald auch bei den Linienbussen Realität: Die rund 1.300 BVG-Busse sollen sich künftig an den Haltestellen nicht mehr in Richtung Gehweg neigen, um den Passagieren dort das Ein- und Aussteigen zu erleichtern.

Die Wartung der Technik ist dem verschuldeten Unternehmen zu teuer. Damit nicht genug, häufen sich die Krankmeldungen von BVG-Busfahrern, die unter Beschwerden an Rückgrat und Bandscheiben leiden. Bei jedem Halt würden sie die einstiegsseitige Neigung des Busses mit einer Gegenbewegung ausgleichen, argumentiert das Unternehmen. Das sogenannte Kneeling (Niederknien) des Fuhrparks beträgt immerhin zwischen 30 und 70 Millimeter – für Ältere und Gebrechliche, Rollstuhlfahrer und Reisende mit Gepäck ein bislang wertvolles Entgegenkommen. Auch Fahrgäste mit Kinderwagen, die BVG-Chefin Sigrid Nikutta besonders am Herzen liegen müssten, dürften verärgert sein. Behindertenverbände kritisieren den Plan, die Technik zurückzubauen und neue Busse ohne das System zu bestellen.

Den Fahrern wird geholfen, doch schon droht im Alltag ein erhöhtes Verletzungsrisiko der Passagiere: Der durch das Absenken angestrebte ebenerdige Ein- und Ausstieg ist oft unmöglich, weil die Busse aufgrund von Baustellen oder Falschparkern nicht an den Bordstein herankommen. In diesen Fällen müssen die Kunden künftig ohne Kneeling-System eine größere Fallhöhe in Kauf nehmen. Nicht überliefert ist, ob auch Fahrgäste vom Kneeling gesundheitliche Schäden davontragen – oder eher unter der Fahrweise ihrer Lenker leiden. TLA   Foto: rtr