Dieses Land braucht die taz

Rund 100 Freunde und Begleiter debattierten über die Zukunft der taz im größten Bundesland. „Ein Scheitern der taz nrw wäre zum Kotzen“, sagte Chefredakteurin Mika. Applaus für Redaktion

AUS DÜSSELDORF MARTIN TEIGELER

Das Schöne an taz-Rettungskampagnen sind die taz-Rettungsabende. Dann kommt der ganze Verein zusammen wie ein Stamm und hält Pow-Wow – kontrovers und selbstkritisch. Ein manchmal komisches Ritual. Am Freitag Abend im Düsseldorfer Stadtmuseum ging es zudem konstruktiv zu. Die 100 Anwesenden waren sich einig, dass es die taz in NRW weiter geben muss. Mehr Abos und mehr LeserInnen müssen an Rhein und Ruhr dazu kommen. Das bleibt die Aufgabe.

„Wenn die taz in NRW scheitern sollte, wäre das einfach zum Kotzen“, sagte Chefredakteurin Bascha Mika. Sie verteidigte das neue Partnerabo mit der WAZ. „Die taz hat in diesem Bundesland eine große Chance – und das sieht offenbar auch Bodo Hombach“, deutete sie die Intentionen des Essener Verlagsgeschäftsführers. Die Entwicklung der taz im Westen müsse weitergehen – dabei helfe auch der neue Kooperationspartner. Vergleiche aus der Tier- und Pflanzenwelt wurden bemüht. Die größte Regionalzeitung Europas kooperiert mit der kleinen linken – weiterhin unabhängigen – taz? „Die WAZ ist das Wirtstier – und wir sind der Floh.“ Moderator Gereon Asmuth nannte das Partner-Abo spontan das „Wabo“.

Als Entwicklungs- und Erfolgsgeschichte erzählte NRW-Redaktionsleiter Christoph Schurian den Weg der taz im Ex-Rau-und-jetzt-Rüttgers-Land. „Wir sind mittlerweile die meistzitierte Zeitung im Düsseldorfer Landtag“, sagte er. Was Ende der 90er als wöchentliche Ruhr-Beilage in Bochum begann, ist heute die einzige überregionale Tageszeitung mit vier Seiten nur für Nordrhein-Westfalen. „NRW ist eins – und braucht auch eine Zeitung“, sagte taz-Aufsichtsratschef Hermann-Josef Tenhagen. Und dass die Verhältnisse in NRW die Republik prägen, hat spätestens der 22. Mai 2005 gezeigt.

Gerade die schwarz-gelbe Koalition am Rhein verlange nach einer kritischen taz-Berichterstattung, sagte eine Genossin in der anschließenden Diskussion. Andere Debatter forderten mehr Lokalberichterstattung – schwierig in einem Land mit 396 Kommunen. Am Ende der Diskussion gab es Applaus für die kleine Redaktion, die seit Ende 2003 den täglichen NRW-Teil verantwortet.

„Die taz verdient ihr Geld heute mit dem Atlas der Globalisierung“, attestierte taz-Geschäftsführer Kalle Ruch einen „Bedeutungsverlust des Lokalen“. Eine reine Hauptstadtzeitung für Berlin-Brandenburg und den Politikbetrieb in der Hauptstadt aber darf die taz niemals werden. Das 18-Millionen-Land NRW ohne taz? Eigentlich unvorstellbar. Auch dafür gab es viel Beifall.