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: Zur Lage der Liga

Fernsehzusammenfassungen stellen oftmals eine Verkürzung des Geschehens dar, die unzulässig erscheint

Spiel, Spannung, Emotionen – auf dem Papier hat die Bundesliga gegenwärtig viel zu bieten. Dass die Partie Hertha gegen Dortmund vor über 60.000 Zuschauern an Langeweile kaum zu unterbieten war, mag nicht so recht zu dieser Feststellung passen und rückt ein zentrales Problem in den Vordergrund: Die Bundesliga ist mit außergewöhnlichen, dem Spiel die Besonderheit verleihenden Spielern unzureichend bestückt.

Nun könnte man sagen, dass Fußball in erster Linie ein kampfbetontes Mannschaftsspiel ist und Einzelkönner nicht die Faszination des Spiels ausmachen. Gerade in den vergangenen beiden Wochen haben die gehypten Superstars aber recht eindrucksvoll das Gegenteil bewiesen. Zuerst war da die Champions-League-Gala von Manchester United (7:1 gegen den AS Rom) mit seinen Protagonisten Ronaldo und Rooney, die Schalkes Spitzenreiter-Fußball zweitklassig erscheinen lässt. Dann schoss Lionel Messi nach einem Solo-Lauf über 60 Meter ein Tor, das wie eine Kopie von Maradonas Jahrhunderttor daherkommt. Am Freitagabend schließlich hatte auch die Bundesliga ihren Auftritt. Diego erzielte aus 62 Metern Entfernung ein Tor.

Die Gründe für die Stararmut werden seit Monaten immer wieder von den Bundesliga-Managern beklagt: Fernsehverträge in Spanien, England und Italien, die von Pay-TV-Sendern nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten angeboten werden und, neben dem im Vergleich zur Bundesliga eh schon höheren Vertragsvolumen, die Spitzenklubs für ihre größere Attraktivität bevorteilen. Dazu kommen mitunter milliardenschwere Gönner, die Jahrhundertteams aufbauen wollen.

Die Bundesliga hat einen im Vergleich bescheidenen Fernsehvertrag. Dass ein guter Teil der Rundfunkgebühren für die Bundesliga draufgeht, fällt dabei oft unter den Tisch. Ebenso, dass die Sportschau einen eher zweifelhaften Sinn hat. Die zwischen fünf und zehn Minuten dauernden Zusammenfassungen der Spiele stellen, da sie den Fokus nahezu ausschließlich auf Torchancen legen, oftmals eine Verkürzung des Geschehens dar, die unzulässig erscheint.

Abhilfe könnte geschaffen werden, indem man entweder die Bundesliga zum überteuerten Premium-Produkt exklusiv für Premiere macht. Oder indem sich die europäischen Vereine mit der Uefa auf eine Gehaltsobergrenze einigen. Ein Vorschlag, der im amerikanischen Profisport gut funktioniert und Machtkonzentrationen durch ungehemmten Spielerkauf verhindert. Für diese Idee kämpft auch Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge auf europäischer Ebene, was nicht einer gewissen Ironie entbehrt. Schließlich sind es die Bayern, die ihrer Finanzkraft wegen in der Bundesliga wildern. DENNIS KAZOOBA