Keine halben Sachen beim Viertel-Umbau

Fahrrad-Club ADFC fordert, bei Steintor-Runderneuerung über „Shared Space“-Verkehrskonzept nachzudenken

Dem Viertel stehen große bauliche Veränderungen bevor. Der Fahrrad-Club ADFC wirbt dafür, die notwendigen Arbeiten für eine grundsätzliche Neugestaltung der Verkehrsführung im Steintor zu nutzen. Zwischen Goetheplatz und Bauernstraße sowie zwischen Ziegenmarkt und Lüneburger Straße wird die BSAG die Schienen neu verlegen: Für die neuen Triebwagen müssen die Spuren 20 Zentimeter nach außen versetzt werden. Gleichzeitig will Hansewasser die Kanäle erneuern. Geplanter Baubeginn: 2009.

„Da bleibt kein Stein mehr auf den anderen“, so der Bremer ADFC-Vorsitzende Ludger Koopmann. Die breiteren Spurrillen seien „für Fahrradfahrer eine Katastrophe“. Als Lösung schlägt er vor, über „Shared Space“ nachzudenken.

„Shared Space“ nennt sich ein Konzept, das darauf setzt, die räumliche Trennung zwischen Autofahren, Radlern und Fußgängern aufzuheben und Verkehrsschilder, Ampeln und Bordsteinkanten abzubauen. Bestehen bleibt allein die Regel rechts vor links – und die Pflicht zur gegenseitigen Rücksichtnahme. „Der Witz an dem Konzept ist auch die irritierende Wirkung“, erklärt Klaus Goedejohann, Bürgermeister von Bohmte. „Wenn ich als Autofahrer, aufgrund fehlender Verkehrsschilder unsicher bin, fahre ich automatisch langsamer.“ Bohmte ist der erste Ort in Deutschland, der „Shared Space“ umsetzt. „Ich war auch erst skeptisch“, so Goedejohann. „Dann bin ich nach Holland gefahren, habe mich auf einen solchen Platz gesetzt und war bekehrt.“

Dort ist „Shared Space“ schon weit verbreitet. Denn erfunden hat das Konzept der niederländische Verkehrsplaner Hans Monderman. Mittlerweile hat er es weltweit exportiert – und nicht nur in Kleinstädte und Dörfer. Die vielbefahrene Kensington High Street in London beispielsweise wurde nach Mondermans Ideen neu gestaltet. „Die Unfallzahlen dort“, so der Ingenieur zur taz, „sind um 60 Prozent zurück gegangen.“

„Shared Space“ lebt davon, dass AnwohnerInnen ihren Bezirk selbst gestalten. Das findet auch der ADFC gut: „Für uns ist es nicht so wichtig, ob nun dies oder jenes durchgesetzt wird“, sagt Koopmann. „Notwendig sind aus unserer Sicht Bürgerbeteiligungen, in denen die Anwesenden tatsächlich etwas zu bestimmen haben.“

„Jede Gehwegplatte mehr taucht im Haushalt auf“,

Dafür sind die Voraussetzungen zurzeit eher schlecht. Die Maßnahmen im Viertel gehöre zu einer Gesamtplanung, die teilweise schon umgesetzt sei, gibt der Sprecher des Bausenators zu verstehen. „Für Anregungen sind wir aber immer offen.“

Ortsamtsleiter Robert Bücking (Grüne) warnt vor Panik: „Seriös lässt sich derzeit noch nicht einmal sagen, welchen Umfang die Baumaßnahmen tatsächlich haben werden.“ Dasselbe gelte folglich für die Neukonzeption des Verkehrs. Ein großes Problem sei auch da das Geld. Wenn die beteiligten Firmen die Straße so herrichten, wie sie war, koste dies das Land keinen Cent. „Jede Gehwegplatte mehr taucht im Haushalt der Stadt auf.“ Für abweichende Vorschläge brauche man also „überzeugende Argumente“. PATT