WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Ihre Dramen sind kurz und haben es in sich: Aids, Sextourismus und die Tragödie des afrikanischen Kontinents. Wegen ihrer Radikalität und Sprachmacht gilt die junge afrobritische Dramatikern Debbie Tucker Green vielen als Nachfolgerin Sarah Kanes. In Berlin wurde man letztes Jahr während des F.I.N.D.-Festivals an der Schaubühne auf sie aufmerksam, wo eine szenische Lesung ihres Stücks „Stoning Mary“ Furore machte. Darin geht es unter anderem um eine junge Frau, der die öffentliche Steinigung droht. Am Samstag erlebt das Stück an der Schaubühne nun seine deutschsprachige Uraufführung, eine explosive Mischung aus Politik und Poesie.

Interessant ist auch die Mischung von opulenter Wiener Operette und Michael Thalheimers radikal reduzierter Regie. Dabei ist der Stoff von Johann Strauss’ berühmtester Operette „Die Fledermaus“ nur oberflächlich ein munteres Stück Theaterunterhaltung. Hinter der mitreißenden Musik nämlich steckt eine scharf gestochene Momentaufnahme der untergehenden Donaumonarchie, hinter der absurden Komik der Handlung eine sehr eindringliche Studie von der Brüchigkeit menschlicher Beziehungen. Premiere von Thalheimers Fledermaus ist am Sonntag.

Abgründig geht es auch in Véronique Olmis Debütroman „Meeresrand“ zu, der von einer Mutter erzählt, die mit ihren Kindern einen Ausflug ans Meer unternimmt, um dort sich selbst und den Kindern das Leben zu nehmen, vorher aber wenigstens einmal noch mit ihnen glücklich sein will. Im „Theater unterm Dach“ zeigt der „textmarker“ unter dem Titel „Ans Meer“ jetzt eine Bühnenversion des Romans.

Wen nun angesichts des Spielplans dieser Woche die Depression überkommt, kann ins Theater am Kurfürstendamm ausweichen, wo ab Montag Alistar Beatons bissige Politkomödie „Feelgood“ auf dem Programm steht.

„Stoning Mary“, ab Sa., Schaubühne

„Die Fledermaus“, ab So., Deutsches Theater

„Ans Meer“, ab Sa., Theater unterm Dach

„Feelgood“, ab Mo., Theater am Kurfürstendamm