Revolutionen in Hannover

TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT

Den Abriss Hannovers durch 1.000 Autonome hat die Bild-Zeitung für den kommenden Mittwoch versprochen. Die Polizei hingegen rechnet nicht mit größeren Störungen, dafür aber mit einer halben Millionen Besucher auf den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit.

Das Bürgerfest zieht jährlich von einer Landeshauptstadt zur nächsten und ist seit dem Bremer Auftritt von 2010 nun erstmals wieder in Norddeutschland. Am Neuen Rathaus und auf einer „Partymeile“ am Maschsee wird gefeiert. Dort stellen sich die Länder vor: vom bayrischen Festzelt bis zum Hamburger „Beachclub“.

Während die Linksradikalen „Kommunismus statt Deutschland“ fordern, geht es auch auf der offiziellen Hauptveranstaltung um eine Revolution: die der Bürgerrechtsbewegung in der ehemaligen DDR. Hundert TeilnehmerInnen der Leipziger Montagsdemonstrationen von 1989/90 sind als Ehrengäste auf dem Festakt im Kuppelsaal des Hannover Congress Centrums geladen, um mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Joachim Gauck zu feiern. Erst ihre Proteste hätten die Öffnung der innerdeutschen Grenzen ermöglicht, erläutert Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) die Ehrung.

Und dann steht da noch eine dritte Revolution im Raum. Denn auch vor 1990 gab es Einheitstage, wenn auch ohne Einheit. Am 17. Juni wurde des Volksaufstandes in der DDR von 1953 gedacht: besetzte Gefängnisse, Polizeireviere und Stasi-Gebäude. Erst heranrollende sowjetische Panzer konnten den Aufstand beenden. Eine Niederlage, die man in Westdeutschland jahrelang betrauerte – mit Feiertag, aber ohne Partymeilen.

Inzwischen gibt es die aber: bei Bratwurst, Kinderfest und „The very best of Bee Gees“ werden 25 Jahre Mauerfall gefeiert. Tanzen will auch das autonome Abrisskommando. Nach der Auftaktkundgebung am Dienstag wird in der Innenstadt „antideutscher Kirmes-Techno“ geboten, wie ein Sprecher sagt. Es spielen „Egotronic“, „Frittenbude“ und die „Toten Crackhuren im Kofferraum“.  JPK