Spreeblick ohne Bretterbuden

CUVRYBRACHE WIRD BEBAUT

Schöne neue Welt an der Cuvrystraße: Statt Bretterbuden sollen dort bald verglaste Sechsgeschosser stehen, mit Balkonen zur Spree und gepflegten Grünflächen dazwischen. Schon im Frühjahr könnten die Bagger rollen: Am Dienstag bestätigte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, dass bis dahin das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen sein soll und der Investor Artur Süsskind mit seinen „Cuvry-Höfen“ loslegen kann.

Wenn diese stehen, ist das ein deutliches Signal. Nicht nur deswegen, weil auf der Cuvry-Brache bis letzte Woche noch eine Mischung aus spanischen AusteigerInnen, polnischen Obdachlosen und Roma-Familien wohnte, also so ziemlich das Gegenteil des Klientels, für das die Höfe gebaut werden. Denn Protest gegen Süsskind hatte es schon vor dem Cuvry-Camp in dieser Form gegeben: Vergangenen Sommer musste eine Diskussionsveranstaltung im Bezirk abgebrochen werden, weil der Protest der KreuzbergerInnen gegen das Projekt zu tumultartigen Szenen führte. Mittendrin eine konsternierte Senatsbaudirektorin und ein fassungsloser Süsskind.

Ein großer Investor, eine Münchener Firma und die äußerst geringe Bereitschaft, in das Projekt auch für Geringverdiener bezahlbare Wohnungen mit aufzunehmen, sind nicht unbedingt das, was KreuzbergerInnen sich für eine der letzten unbebauten Flächen an der Innenstadt-Spree wünschen.

Der Senat will die Pläne nun trotzdem durchziehen. Dass es vergangene Woche auf der Cuvrybrache brannte und man damit einen Anlass zur Räumung hatte, wird da nicht ungelegen gekommen sein, soviel lässt sich auch ohne verschwörungstheoretische Spekulationen feststellen. Viele der ehemaligen BewohnerInnen sind nun weiterhin obdachlos, haben jetzt aber nicht einmal mehr ihre Bretterbuden als Unterschlupf.

Die Pläne für die Cuvrybrache zeigen, für wen Platz sein soll in Berlin – und für wen eben nicht.

MALENE GÜRGEN