Mythen aus Lüdenscheid

Schalke gegen Dortmund, so lässt sich die bedeutendste Begegnung des 6. Spieltags halbwegs neutral beschreiben. Auch „S04 vs. BVB“ wäre vertretbar. In anderen Darstellungen des ewigen Revierderbys ist auch schon mal von „Herne“ oder „Lüdenscheid“ die Rede, was mal in die eine, mal in die andere Richtung als Schmähung gemeint ist. Faktisch jedenfalls sind Schalke und Dortmund schon 144-mal in Pflichtspielen aufeinandergetroffen: 57-mal hat Schalke gewonnen, 49-mal Dortmund, und bei der Torbilanz gibt es ein saftiges +56 für die Königsblauen. Jüngst haben allerdings die Sporthistoriker Andreas Luh und Paul Nierhaus nachgewiesen, dass die Rede vom angeblichen Hassduell, das schon seit Menschengedenken das Ruhrgebiet erschüttern soll, weitgehend ein Mythos ist. Bis in die achtziger Jahre waren Begegnungen zwischen dem Ballspielverein Borussia 09 Dortmund und dem Fußballclub Gelsenkirchen-Schalke 04 – auch wenn man’s kaum glauben mag – eher freundschaftlich geprägt. Erst in den neunziger Jahren, als die Arbeitslosigkeit anwuchs und Fußballstadien plötzlich Signal-Iduna- oder Veltins-Arenen hießen, wurde aus Rivalität Hass.