Der Abfracker

Gernot Kalkoffen (Foto) ist Vorstandsvorsitzender des Mineralölkonzerns ExxonMobil in Zentraleuropa, aber nicht nur das. Der 64-Jährige ist auch Vorsitzender des Wirtschaftsverbands Erdöl- und Erdgasgewinnung, Vorstandsvorsitzender von Esso Deutschland und Vorstandsmitglied des Mineralölwirtschaftsverbands. Und Präsidiumsmitglied des Bundesverbands der Deutschen Industrie ist er auch.

Diese Woche hat er den Menschen in Deutschland einen Brief geschrieben. Der erschien als großformatige Anzeige in verschiedensten Tageszeitungen. „Lassen Sie uns über Fracking reden“, stand darüber. Denn ExxonMobil will in Deutschland fracken, also durch Einpressen von Flüssigkeiten in den geologischen Untergrund Gas aus diesem austreiben.

Dieses Bestreben der Firma ist nicht neu. Doch viele Bürger im Land wollen kein Fracking, auch viele Politiker nicht. Sie alle fürchten um ihr Trinkwasser; ihr Protest war bisher recht erfolgreich. Jetzt versucht es der Konzern auf die sanfte Tour: „Wir möchten unter Beteiligung der kritischen Öffentlichkeit neue Maßstäbe setzen.“ Und das soll geschehen mit „ungiftigen und zudem biologisch leicht abbaubaren Zusätzen“. Fracking in der Biovariante sozusagen. Damit will ExxonMobil gar „die Energiewende unterstützen“. Aber halt: Liegt deren Ziel nicht gerade darin, von den fossilen Energien loszukommen?

Egal, auf solche Details kann ein Konzern keine Rücksicht nehmen, wenn im Kanzleramt gerade der Referentenentwurf für ein Fracking-Gesetz liegt. Und ExxonMobil hat die Hoffnung, die Anzeigenkampagne könne dieses etwas geschmeidiger machen. Mit Hochleistungsschmierstoffen kennt sich das Unternehmen nämlich aus – jetzt mal rein technisch gesehen. BERNWARD JANZING