LARS HAIDER, ZEITUNGSMACHER
: Der fremd Gebliebene

■ 41, lernte an Springers Journalistenschule und war unter anderem Redaktionsleiter der Elmshorner Nachrichten. Foto: dpa

Okay, es ist Mai. Aber eigentlich ist der Opener von Schuberts Winterreise der Song zur Meldung, dass Chefredakteur Lars Haider den Weser-Kurier (WK)nach nur zwei Jahren wieder verlässt: „Fremd bin ich eingezogen“, fängt das Lied an, „Fremd zieh’ ich wieder aus“, geht’s weiter.

Denn es lässt sich viel Gutes über den 40-Jährigen mit zu-Guttenberg-Frisur berichten, der im Juli zum Springer-Konzern zurückkehrt, als Chef des Hamburger Abendblatts: Der WK hat unter ihm Auszeichnungen abgeräumt. Haider hat ein Recherche-Ressort eingerichtet, den Online-Auftritt professionalisiert, zeitgemäße Redaktionsabläufe forciert, und auch mal was erfolglos ausprobiert, etwa: bloggen. Nie jedoch ist er in Bremen wirklich angekommen.

Ankommen muss man aber, um die Meinung einer Stadt mitzuprägen: wichtig zumal für den Chef eines lokalen Tendenzbetriebs. Ankommen heißt, die Stimmungen und Eigenarten einer Stadt aufzunehmen und zu respektieren. Haider aber ist mit Bremen nicht warm geworden und vice versa: Das zeigt das Auflagen-Minus von drei Prozent, und das schlägt sich in Anekdoten nieder. So hat er als erstes Bremer Projekt ausgerechnet eine Diskussion über die Stadtmusikanten-Plastik losgetreten, die vor allem Stirnrunzeln hervorrief. Zuletzt hat er sich gewundert, dass nach 65 Jahren SPD-Herrschaft in Bremen kein Wechselwille aufkommt, weil: So ein in die Wolle gefärbter Sozialdemokrat ist Haider nicht. Auch war er rasch mit dem damaligen Generalintendanten Hans-Joachim Frey per du – der sehr bald darauf mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wurde.

Die beiden teilten die unbremischste Neigung überhaupt: den Hang zum Glamour. Gab’s in Bremen nix für. Haben die beiden sich was ausgedacht. Sind beim Namen fürs Baby auf das gekommen, worauf alle Ortsfremden kommen, reden sie über Bremen. Und so kriegt nun jeder Promi, der mal einen Fuß nach Bremen setzt, den – Stadtmusikanten-Preis.

Dieses Erbe wird sich nicht lange halten, vielleicht noch ein Jahr. Der letzte Preisträger aber, das wäre nur gerecht, sollte Lars Haider sein. BES