wildeisens lesezeichen
: Bombenkrieg und Monsterspiel

Wie so etwas Kleines wie eine Ameise einen lehren kann, trotzdem weiterzumachen: ein Willi-Wiberg-Buch der schwedischen Autorin Gunilla Bergström zum Thema Krieg.

Alter: zum Vorlesen ab 5

Story: Willi Wibergs neuer Freund Hamdi hat einen ganz tollen Papa. Er hilft den beiden Fußballkanonen ein richtiges Tor zu bauen. Früher war Hamdis Papa Soldat. In einem echten Krieg in dem Land, aus dem er kommt. Aber davon will Hamdis Vater nichts erzählen. Dabei begegnet Willi und Hamdi überall Krieg: Monsterkrieg im Computer, Außerirdischenkrieg in Videos und Filmen. In bunten Spielzeugkatalogen finden sie Panzer und Monsterkrieger, die man sich noch so oft wünschen kann und doch nie geschenkt bekommt. Kriegspielen macht Spaß, zumindest solange die Batterien der leuchtenden Laserpistolen reichen.

Aber was ist echter Krieg? Willi traut sich und fragt noch mal. Zuerst fehlen Hamdis Papa die Worte, dann erzählt er von der Begegnung mit einer Ameise, mit der er Aug’ in Aug’ einen Bombenangriff erlebte. „Nach all dem Gebombe da hat das Kerlchen einfach weitergemacht!“ Diese Ermutigung können Willi und Hamdi gut gebrauchen, denn jemand hat ihr neues Fußballtor zerstört. Und wie die Ameise, die nach den Zerstörungen durch die Bomben weiterbaut, bauen die beiden Jungen ihr Fußballtor wieder auf.

Leserausch: Gunilla Bergström verfolgt die Frage, was echter Krieg sei, auf Augenhöhe der Jungen. Gerade in den Illustrationen veranschaulicht sie treffend, wie Willi und Hamdi in Spiel und Beobachtung Spaß und Wirklichkeit ausloten. Die freudige Neugier der Kinder und die anfängliche Wortlosigkeit des Erwachsenen erzeugen eine Spannung, die Willi und Hamdi spielerisch zu lösen versuchen. Entspannen kann sich die Situation erst durch das Erzählen einer Geschichte und durch Zuhören.

Potter-Faktor: 3

Weltwissen: Neben der Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg vermittelt das Buch unbefangen den Umgang mit Fremdem. Willi genießt es, bei der Familie Hamdis zu Gast zu sein. Vieles ist anders als zu Hause. Vor dem Essen wird feierlich gebetet, dafür reden beim Essen alle Familienmitglieder fröhlich durcheinander. Dass beide Jungen verschiedene Hautfarben haben, zeigen nur die Illustrationen. Für ihr Verhalten spielt das keine Rolle. Dieses Willi-Wiberg- Buch regt dazu an, Fragen zu stellen. Es ist keines dieser Bücher, die Eltern einen wichtigen Job abnehmen: Kindern die Welt zu erklären.

Pisa-Faktor: 3

SARAH WILDEISEN

Gunilla Bergström: „Hör zu, was ich erzähle, Willi Wiberg!“ Oetinger Verlag, 8,50 €