Unterirdische Löhne für unterirdischen Bau

FEHMARNBELT Kosten für Tunnel mit polnischen Niedriglöhnen kalkuliert. Gewerkschaft will Tarifvertrag

Uwe Polkaehn sieht keinen Verhandlungsspielraum: „Dumpinglöhne werden wir nicht zulassen“, stellt der Vorsitzende des DGB Nord klar. Wenn die dänische Realisierungsgesellschaft Femern A/S den Tunnel im Fehmarnbelt tatsächlich zu osteuropäischen und ostasiatischen Tarifen bauen wolle, „werden wir eine Strategie entwickeln, um das zu verhindern“. Darin sei sich der DGB Nord mit seinen dänischen Kollegen einig: „Da machen wir zusammen Druck“, so Polkaehn.

Offenbar jedoch hat Femern A/S bei seiner Kostenschätzung für den Tunnel in Höhe von 5,1 Milliarden Euro mit Niedriglöhnen kalkuliert, wie das Unternehmen in einem Brief an den niedersächsischen Bundestagsabgeordneten Herbert Behrens (Linke) einräumt. Es sei „wirtschaftlich am vorteilhaftesten“, heißt es in dem Schreiben, das der taz vorliegt, „Stahl aus China und Beton aus Polen und Deutschland zu verwenden bzw. Elemente eines Absenktunnels in Polen zu fertigen“.

Die Bauaufträge müssten „nach EU-Recht weltweit ausgeschrieben werden“, schreibt Femern A/S, „den Zuschlag erhält das wirtschaftlich vorteilhafteste Angebot“. Geprüft würden zurzeit elf Standorte in Dänemark, Deutschland, Schweden und Polen, die sich als Bau- und Montagehäfen für die Tunnelelemente beworben haben.

Der DGB indes fordert, dass Schleswig-Holstein durch mindestens einen Bauhafen an Wertschöpfung und Arbeitsplätzen beteiligt werde. Unverzichtbar während der mindestens sechsjährigen Bauphase seien „deutsche Löhne“ sowie die Ausbildung mit Berufsabschlüssen, die auf beiden Seiten des Fehmarnbelt anerkannt würden, fordern die Gewerkschaften.

Dass damit die Kostenkalkulation der Belt-Querung von Femern A/S zu Makulatur würde, stört Polkaehn nicht: „Gute Löhne für gute Arbeit“, will der DGB-Chef und stellt klar: „Wir werden für einen einheitlichen grenzüberschreitenden Tarifvertrag kämpfen.“ SVEN-MICHAEL VEIT