daily dope (150)
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Christian Prudhomme hat ein Ziel. Er will alles dafür tun, um der Blutdopingaffäre um den spanischen Gynäkologen Eufemiano Fuentes auf den Grund zu gehen. Der Direktor der Tour de France will verhindern, dass auch nur einer der verdächtigen Radprofis an der Frankreichrundfahrt teilnimmt. Am Dienstag setzte er sich mit Vertretern von 18 zur Rennserie ProTour gehörenden Rennställen und des internationalen Radsportverbandes UCI zusammen, um ein gemeinsames Vorgehen zu besprechen. Eine Tag vor dem klassischen Eintagesrennen „Wallonischer Pfeil“ in Belgien hat die Runde gemeinsame Maßnahmen im Kampf gegen das Doping beschlossen. Sie sollen am Wochenende vor dem Start zum letzten der großen Frühjahrsklassiker, dem Rennen Lüttich–Bastogne–Lüttich vorgestellt werden. Mit den Rennställen hat Prudhomme vereinbart, in einer gemeinsamen Kampagne für die Wiederaufnahme der Ermittlungen in der sogenannten „Operacion Puerto“ Stimmung zu machen.

An dem Treffen von Charleroi nahm auch ein Vertreter von Discovery Channel teil, dem Rennstall, für den Lance Armstrong siebenmal die Tour de France gewonnen hat. Der war in der Runde der Profiteams lange Zeit nicht allzu gut angesehen, hatte er doch mit Ivan Basso, dem Sieger des Giro d’Italia 2006, einen der Hauptverdächtigen im Fuentes-Skandal unter Vertrag genommen, obwohl die Teams vereinbart hatten, keine verdächtigen Fahrer zu verpflichten. Basso sollte bei den belgischen Klassikern auf die große Radsportbühne zurückkehren. Daraus wurde nichts. Sein Team strich ihn aus den Starterlisten. Zuvor war bekannt geworden, dass sich Basso am 2. Mai noch einmal vor dem Nationalen Olympischen Komitee Italiens (Coni) verantworten muss. Nachdem eine spanische Zeitung noch einmal zum Großteil schon bekannte Details der „Operacion Puerto“ veröffentlicht hatte, aus denen geschlossen werden kann, dass Basso guter Kunde beim Blutauffrischer Fuentes war, wurde die italienische Sportgerichtsbarkeit, die den Radheros zunächst freigesprochen hatte, wieder aktiv.

Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Bergamo gegen Basso wegen Sportbetrug. Sie will einen Abgleich von Bassos DNA mit dem Erbmaterial der in Spanien sichergestellten Basso zugeordneten Blutbeutel vornehmen lassen. Informationen der Gazzetta dello Sport zufolge könnte dies schon innerhalb der nächsten zehn Tage geschehen. Das Coni sei im Besitz von sieben Blutbeuteln aus dem Kühlschrank Fuentes’.

Eine Tour-Teilnahme Bassos scheint vor diesem Hintergrund äußerst unrealistisch. Kein Grund für Christian Prudhomme, den Kampf einzustellen. Denn immer noch sind etliche Verdächtige unterwegs. „Die Entwicklung ist schwerfällig, aber wir kommen voran“, sagte er. ANDREAS RÜTTENAUER