HARALD KELLER DER WOCHENENDKRIMI
: Sympathisch auf der Stelle

Er hat Dreck am Stecken. Sie ist ihm auf die Schliche gekommen. Er hat ihr seine Verfehlungen gebeichtet und so geholfen, einen berüchtigten Banditen hinter Gitter zu bringen. Da stehen sie jetzt. Und treten auf der Stelle. Denn die interne Ermittlerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) hat keine handfesten Beweise gegen den Kriminalbeamten Alexander Bukow (Charly Hübner), der ihr auch gar nicht mal so unsympathisch ist. Also weiter wie bisher. Er klärt Morde auf, sie macht einfach mit. Und beobachtet belustigt seine Wutausbrüche, wenn sie ungebeten am Tatort erscheint.

Im Rostocker „Polizeiruf 110“ herrscht ein eher ruppiger Ton. Katrin König kann es verknusen und ruft nicht gleich bei jeder Patzigkeit nach der Gleichstellungsbeauftragten. Wohl getan, denn die gestellten Sozialarbeiterdialoge anderer Sonntagskrimis sind neben schlampigen Plot-Konstruktionen oftmals Grund genug, auf halber Strecke zu „The Mentalist“ auf Sat.1 zu wechseln. In Sachen Plot verlangt auch der aktuelle „Polizeiruf“ eine gnädige Haltung, das Drumherum aber lohnt das Zusehen über die volle Distanz. Die Eingangssequenz, die den Verfall eines herrenlosen Autos zeigt, ist eine wahre Freude und der Zuschauer spätestens gewonnen, wenn beim Leichenfund auf einem Schrottplatz zwei vorlaute Gören singen: „O Tannebaum, o Tannebaum, der Opa liegt im Kofferraum“.

Drehbuchautor Wolfgang Stauch hat seine Figuren mit einigen famosen Sprüchen bedacht – und mit ernsthaften Belangen unterfüttert: So unangestrengt und alltagsnah wie hier wurde das Thema Sterbehilfe lange nicht angesprochen.

Schön zudem, wie Wert auf die Details gelegt wird. Siehe die Löcher an den abnutzungsanfälligen Stellen im Hemd der obdachlosen Nathalie (Ursina Lardi). Mittelfristig darf man gespannt sein, wie der NDR aus der Nummer mit den eigentlich gegnerischen Partnern wieder herauskommt. Wann geht’s weiter?

Rostock-„Polizeiruf 110: Und raus bist du!“, So., 20.15 Uhr, ARD