WAS DENKEN SIE GERADE …
: … Dunja Hayali?

Die Moderatorin des ZDF-„Morgenmagazins“, Dunja Hayali, 36, kommt gerade vom Joggen, als wir sie nachmittags in ihrer Berliner Wohnung anrufen. Und gleich muss sie mit ihrer Hündin Emma zum Tierarzt.

Mich beschäftigt derzeit die Revolution in der arabischen Welt und daran anknüpfend besonders die Frage, ob der Irak durch den Irakkrieg nicht um seine eigene Revolution gebracht worden ist.

Meine Eltern stammen aus dem Zweistromland und daher ist dieser Gedankengang nahe liegend. Hätte man im Irak 2003 keinen militärischen Einsatz gehabt und würde Saddam Hussein heute noch in dem Land als Diktator herrschen, dann könnte ich mir vorstellen, dass die Iraker eben auch auf die Straße gegangen wären.

Wie würde es heute im Irak aussehen, wenn die Bevölkerung aus eigener Kraft und aus eigenem Impuls den Start in eine neue Ära erreicht hätte? Und wenn sie nun mit Stolz auf eine mutige Revolution zurückblicken könnte?

Doch dieses Gefühl, dieser Kampf ist ihnen genommen worden – wobei natürlich niemand weiß, ob die Iraker die Chance, sich selbst zu befreien, wirklich ergriffen hätten. Kein arabisches Land gleicht dem anderen: Die wirtschaftlichen Situationen und die religiösen Spannungen sind unterschiedlich, aber auch die Art der Unterdrückung ist nicht vergleichbar. Im Irak war sie, aus meiner Erinnerung heraus, erschreckend grausam. Die Welt dreht sich zurzeit in rasanter Geschwindigkeit und manchmal hat man den Eindruck, bei all den Ereignissen gar nicht mehr mitzukommen. Zudem gibt es anstelle von Antworten von Tag zu Tag immer mehr Fragen: Darf man einen Topterroristen erschießen? Darf man sich darüber freuen oder nur von Gerechtigkeit sprechen? Wieso greift die Nato in Libyen ein und in Syrien (noch) nicht? Darf man Rebellen unterstützen, ohne genau zu wissen, wer sie sind? Der Umbruch und der Tod Bin Ladens sind allerdings eine Chance, auch auf einen Neuanfang, und das nicht nur für die arabische Welt. Europa und Amerika müssen ihre Position und ihre Haltung zu dieser lange Zeit unterdrückten und daher scheinbar sicheren Welt überdenken. Die guten Absichten der Demonstrierenden allein werden nicht reichen, um eine Demokratisierung voranzutreiben. In Ägypten beispielsweise ist Husni Mubarak zwar nicht mehr an der Macht, aber die hohe Arbeitslosigkeit im Land bleibt und damit auch die Unzufriedenheit. Europa und Amerika sollten diese sich bietende Chance nutzen und für Fortschritt sorgen, Hilfe und Unterstützung anbieten. Doch das bedarf Zeit, die gefühlt keiner hat. Auch nicht zum Innehalten. Leider.