Löscher lassen Dampf ab

Lieber 24- als Zwölf-Stunden-Schichten: Feuerwehrleute demonstrieren gegen neues Arbeitszeitmodell

Wenn die Feuerwehr vor Ort ist, gehören Rauch und Sirenengetöse dazu. Ein wenig herrschte auch gestern in der Innenstadt Katastrophen-Stimmung, als 800 Feuerwehrleute mit Anhang von der Innenbehörde zur Laeiszhalle zogen. Hier tagte gerade der Innenausschuss der Bürgerschaft – unter anderem über das Thema, das die Brandbekämpfer auf die Straße trieb: das neue Arbeitszeitmodell. „Die Regierung predigt Familienfreundlichkeit, die Feuerwehr schafft sie ab“, beklagten die Feuerwehr-Frauen.

Am 1. März trat das neue Arbeitszeitmodell gegen den Widerstand der Gewerkschaft ver.di und des Feuerwehr-Personalrats in Kraft. Was bedeutet, dass 1.772 Feuerwehrleute in einem Zwölf- Stunden-Wechselschicht-Modell ihren Dienst versehen. „Freie Wochenende mit der Familie sind zur Lotterie geworden“, sagt die Freundin eines Löschers. Zwischen den Zwölf-Stunden-Diensten blieben wegen An- und Abfahrt zur Dienststelle keine zwölf Stunden Ruhezeit.

Seit Jahren bereits sind Hamburgs Feuerwehrleute die Verlierer der Debatte um die Innere Sicherheit. 1999 hatte der rot-grüne Senat unter Innensenator Hartmuth Wrocklage ihre Arbeitszeit von 48 auf 50 Wochenstunden angehoben, um den Abbau von 150 Stellen auszugleichen. Der Europäische Gerichtshof hob die Maßnahme auf. Wenn nun die Feuerwehrleute nicht mehr die klassischen 24-Stunden-Schichten verrichten, gehen die An- und Abfahrtzeiten voll zu ihren Lasten.

„Der neue Dienstplan ist unsozial, weil er die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschwert“, sagte die GAL-Innenexpertin Antje Möller. Die Halsstarrigkeit des Senats sei „eine unfaire Retourkutsche für die Klage der Feuerwehrleute beim Europäischen Gerichtshof“, meinte auch Andreas Dressel, innenpolitischer Sprecher der SPD.

Zu einer Begegnung der Löscher und ihrer Familien mit Innensenator Udo Nagel (parteilos) könnte es indes morgen kommen: beim 2. „Tag der offenen Tür“ der Landesfeuerwehrschule. KAI VON APPEN

Protestinfos: www.die-frauen-der- feuerwehrbeamten-hamburg.de