Ort muss brummen

Saleh für dezentralen ZLB-Standort

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Es ist natürlich grundsätzlich okay, wenn jemand kreativ wird bei der Suche nach einem neuen Standort für die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB). Konkret allerdings ist die Idee von Raed Saleh, die ZLB künftig in den Dahlemer Museen unterzubringen, mehr als überflüssig: Ein Haus im Besitz des Landes, große Säle im Obergeschoss und Magazinflächen im Keller machen noch keine Bibliothek aus, schon gar nicht eine neue Zentralbibliothek für Berlin.

Im parteiinternen Wettstreit um das Amt des Regierenden Bürgermeisters hat Saleh sich und der Diskussion über die ZLB einen Bärendienst erwiesen. Es zeugt von wenig Sachkenntnis, wenn Saleh die ZLB im Ethnologischen Museum mit seinen 9.000 Quadratmeter Nutzfläche plus ein paar zusätzlichen Quadratmeter in Büros, Depots und der Bücherei unterbringen möchte. 50.000 bis 60.000 Quadratmeter Fläche benötigt die neue Bibliothek! Dass für die Dahlemer Museen nach dem Umzug der außereuropäischen Sammlungen ins Humboldt-Forum ein Nachnutzer gesucht wird, macht die Sache auch nicht besser. Hat nicht schon die FU ihr Interesse angemeldet?

Vergesst Dahlem!

Der wichtigste Grund, Dahlem zu vergessen, ist, dass die dezentrale Lage zur Funktion und Zukunft einer neuen öffentlichen Bibliothek nicht passt. Große Bibliotheken des 21. Jahrhunderts sind städtische Magnete, kulturelle Zielorte für alle sowie moderne Arbeits- und Kommunikationszentren, wo die urbane Mediengesellschaft sich trifft und austauscht. Die ZLB gehört an einen Ort in Berlin, der brummt, nicht ins beschauliche Dahlem.