DAS WIRD DER MONAT, DER WIRD (10)
: Pilot Putin siegt oben ohne

VORSCHAU Über den schlafenden Uli, heißblütige Schweizer, neue Golfkriege und einen Paradieskenner für den 1. FC Köln

The White House, 1. Oktober: Drei Tage nach der erneut vernichtenden Niederlage im Ryder Cup der Golfprofis (siehe Text links) drohen US-Funktionäre mit dem Ende des Kontinentalduells: „Verprügelt werden ist uns kulturfremd.“ Die Europäer schlagen übermütig vor, dass die USA demnächst auch Spieler aus Ländern einsetzen dürfen, in denen sie militärisch aktiv sind. Die Kriegsmacht nimmt die Idee als Generalvollmacht. „Ab sofort werden wir Kriege auch nach golftaktischen Erwägungen führen müssen“, sagt Präsident Obama zu Vertrauten, „innenpolitisch wird der Islamismus als Feind sowieso langweilig.“ Neue Golfkriege drohen.

Landsberg, 6. Oktober: Uli Hoeneß hat das erste Mal in Freiheit geschlafen. Das bestätigen die Behörden auf Nachfrage. Der beste Steuernachzahler des FC Bayern war am Wochenende bei einem einstündigen Freigang auf einer Parkbank in den Armen seines Aufsichtsbeamten eingenickt. Der königlich-bayerische Steuerbote kündigt für seine Novemberausgabe exklusive Paparazzi-Bilder an.

Salzburg, 10. Oktober: Bei der Muskelmesse „Fit your body“ in Salzburg übernimmt der Brausemixer RedBull die Gesamtvermarktung und schließt alle Konkurrenten mit Leistungselixieren aus. Ein Gericht weist Eilklagen gegen den „monopolistischen Zuckerwasserimperialismus“ ab. „Die Marke verleiht schließlich Flügel“, sagt der Richter. „Für Flugverbote sind andere Behörden zuständig.“ Dass ein Gericht mit Werbesprüchen argumentiert, sei „unangemessen und frivol“, monieren Juristen.

Sotschi, 12. Oktober: Heimatpilot Wladimir Putin heißt der ungefährdete Sieger des 16. Rennens der Formel-1-Saison. Mit freiem Oberkörper gewinnt der GröSpaz (Größter Sportsfreund aller Zeiten / Angeln, Boxen, Eishockey) als erster Russe ein Autokrachkreiseln. „Ich bin sehr froh, dass wir den übrigen Piloten die Einreise verweigern mussten. Sonst wäre es vielleicht knapper geworden.“

Gelsenkirchen, 14. Oktober: Die Qualifikationslangeweile rund um das DFB-Team setzt sich fort. Nach dem 2:1 in Warschau am Samstag gewinnen die Fußball-Jogis auch gegen die Irrländer (so einst Lothar Matthäus) mit 2:1. Die Bild meldet exklusiv: „Jaaaaa. Wir Weltmeister sind quasi schon dabei.“ In der FAZ diskutiert derweil der Postschirrmacherzirkel, ob die Strahlkraft eines EM-Titels den WM-Erfolg „erkenntnistheoretisch und wertschatzgewichtig unter-, über- oder ausleuchten kann“. Ergebnis der Denksportaufgabe: Egal. Hauptsache, 2:1.

Madrid, 21. Oktober: Im skandalspanischen Tennis wird für das Frauenteam erstmals seit seinem Vorgänger ein Mann zum Chefcoach ernannt. Gala Leon, die angefeindete Frauentrainerin der Männer, findet das „sehr amüsant. Wir Frauen können nicht alles alleine stemmen.“

Basel, 25. Oktober: Vier Wochen vor dem Finale im Davis Cup mit Roger Federer und Stan Wawrinka gegen Frankreich hyperventiliert die sonst so betuliche Schweiz. Das Fernsehen bringt die tägliche Sondersoap „Rogerrot“, die NZZ jeden Tag vier Sonderseiten, das Land ist bis auf die Hochalmen rot geschmückt, für Finalkarten in Lille werden Bankschließfächer geplündert und Immobilien in Zürcher Citylage verscherbelt. Mit den Nummern 2 und 4 in der Weltrangliste hat das kleine Land eine historische Chance. Dass sich die Franzosen für rote Asche als Belag entschieden haben, wird als frühzeitige Kapitulation gewertet.

Köln, 27. Oktober: Auch nach Hälfte der Bundesliga-Vorrunde hat sich der FC immer noch nicht für die Champions League qualifiziert. Der Boulevard zetert: „EffZeh – wat ess met Europa?“ Trainer Peter Stöger wird „zu viel Defensive und zu viel falsche Offensive“ vorgeworfen. Fans fordern den neuen Heimatbischof Woelki ins Geißbock-Management. „Dä Mann kennt doch die Wege ins Paradies.“ BERND MÜLLENDER