Eigenlob nach Chef-Visite

SCHULE 124 Ganztagsschulen bekommen Besuch. Der Schulsenator zieht positive Bilanz und verspricht sogar ein bisschen Geld. Der Bericht der Kommission zeigt aber auch: Schülern fehlt Rückzugsraum

Es war eine Art Chef-Visite: Kleine Teams aus Schulaufsicht, Träger-Vertretern und anderem Leitungspersonal haben zwischen Februar und Juni jede einzelne der 124 Grundschulen mit „Ganztägiger Bildung und Betreuung“ (GBS) besucht, an denen ein Kita-Träger das Nachmittagsprogramm verantwortet. Den Bericht hat Schulsenator Ties Rabe (SPD) gestern vorgestellt. Die Bilanz falle „sehr positiv aus“: In der Stadt sei ein „überzeugendes Ganztagsangebot“ entstanden, nun gelte es „Schritt für Schritt“ die Anfangsprobleme zu überwinden, so Rabe.

Jeweils acht bis zwölf Menschen besuchten die Schulen zur Mittagszeit und blieben bis 15 Uhr. Die zum Teil artikulierte Unzufriedenheit mit dem GBS-System werde „nicht bestätigt“, heißt es im Vorwort des Berichts. In der ausführlichen Fassung fallen indes schon Mängel ins Auge. An zwei Dritteln der Schulen ist Lärm ein Problem, an 42 Standorten gibt es für die Kinder keine Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten. Jede zweite Schule sieht den größten Handlungsbedarf bei der Raumgestaltung, schließlich bleiben die Kinder den ganzen Tag im Klassenzimmer.

Gefragt, wie viel Geld die GBS-Schulen dafür bekommen, musste der Senator gestern passen. Aber er versprach, dass Konzepte für eine „bessere Aufenthaltsqualität in den Klassenräumen“ erarbeitet würden, auch kämen 30 Grundschulen in den Genuss „lärmdämpfender Maßnahmen“, etwa Vorhänge, Filzgleiter und Umbauten.

Nicht nachbessern will der Senat beim Personal. Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat kürzlich an sechs Schulen ein Modellprojekt zur „Verzahnung“ gestartet: Dabei sind Lehrkraft und Kita-Erzieher in der Mitte des Schultags eine Stunde gemeinsam für die Kinder da. Dafür braucht es aus Sicht der Verbände auf Dauer zusätzliches Geld.

Rabe zufolge haben die GBS-Schulen eine vernünftige Ausstattung. Um Erzieher den ganzen Tag beschäftigen zu können, müssten vielmehr juristische Probleme gelöst werden. 13 Schulen gaben an, dass immer wieder Personal kündige, weil eine Arbeitszeit von 13 bis 16 oder gar 18 Uhr ungünstig sei.

Die Grünen-Abgeordnete Stefanie von Berg nannte den Sachstandsbericht „eine Evaluation, die keine ist“: Wenn Beteiligte ihr eigenes Projekt unter die Lupe nähmen, „muss dies positiv ausfallen“.  KAJ