„Keine Mittel“

FÄLLSAISON Der Umweltbetrieb Bremen holzt rund 700 kranke und störende Bäume ab

■ 53, ist Landschaftsarchitekt und Diplom-Ingenieur für Landespflege. Beim Umweltbetrieb Bremen leitet er die Grünflächenentwicklung.

taz: Herr Brandewiede, warum werden Sie etliche Bäume in Bremen fällen?

Günter Brandewiede: Von den 70.000 Straßenbäumen in Bremen fällen wir in diesem Jahr schätzungsweise 700. Der häufigste Grund liegt in der Gefährdung der Verkehrssicherheit. Durch Krankheiten oder Verletzungen, die manchmal mit bloßem Auge nicht zu sehen sind, können Bäume umsturzgefährdet sein.

Wie kommen solche Krankheiten zustande?

Zum Beispiel durch Pilze und Parasiten. Kastanien werden häufig durch Miniermotten geschwächt. Bemerkbar macht sich das an der braunen Einfärbung am Rand der Blätter. Die Bäume leiden auch unter dem Klimawandel. Ungewöhnliche Trocken- oder Hitzephasen können einen Baum über Jahre schwächen.

Kann man Befällen wie dem der Miniermotte nicht vorbeugen?

Nein, das ist ein europaweites Phänomen. Dagegen gibt es bisher keine Mittel.

Pflanzen Sie alle Bäume nach?

Nach Möglichkeit gibt es immer Ersatzpflanzungen. Die Finanzierung reicht allerdings nicht mehr für alle Nachpflanzungen aus, deswegen haben wir Baumpatenschaften ins Leben gerufen. Die Patenschaft für einen Straßenbaum kostet 800 Euro, wobei auch Teilpatenschaften ab 50 Euro möglich sind. Ein Baum ist so teuer, weil neben der Aufzucht in der Baumschule auch die Pflanzung oder die Entwicklungspflege enthalten sind.

Warum fällen Sie gerade jetzt?

Vom 1. März bis 30. September darf wegen der Vogelnist- und Brutzeit nicht gefällt werden. Nur wenn Bäume eine akute Gefahr für die Verkehrssicherheit darstellen, fällen wir auch außerhalb dieser Zeiten.

 INTERVIEW: CATIANA KRAPP