SÜDWESTER
: Der Zeitgeist rennt

Nur 12.000 Männer und Frauen sind beim Hamburg-Marathon am Sonntag gestartet – 4.000 weniger, als angemeldet waren, 6.000 weniger als zur Spitzenzeit 2005. Jetzt wird nach Erklärungen gesucht: Das Wetter so schwül, jammern die Organisatoren. Zu wenig Prominenz an der Elbe. Die Schönheit des Kurses zu wenig bekannt. Alles Quatsch! Der Zeitgeist wendet sich ab. Die neoliberale Leistungsideologie hat abgedankt. Die Behauptung, Leistung lohne sich, ist in der Finanzkrise als Beschiss entlarvt worden. Wieso sollte sich jemand zur Selbstvermarktung über die 42,195 Kilometer quälen, wenn die Wirtschaft bloß ein Glücksspiel ist? Auch Joschka Fischers Lauf zu sich selbst endete bekanntlich – im Übergewicht. Zugegeben: Die FDP gibt es noch. Aber auch nur unter ferner liefen.