Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Der Spreepark im Treptower Plänterwald, nahe dem Ehrenmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg, liegt schon lange verwunschen da: ein verlorenes Vergnügungsparadies, dessen Inhaber pleiteging und mit einigen Gerätschaften nach Südamerika zu fliehen versuchte. Statt Schwerter zu Pflugscharen zu machen, machte er Karussells zu Drogenkurieren. Benutzte also den Transport der schweren Fahrgeschäfte zum Drogenschmuggel. Und flog auf. Aber wo das Unglück ist, da wächst, wie man weiß, oft die Kunst. Deswegen kann man ab Donnerstag nun im stillgelegten Vergnügungspark zwischen gestern und morgen lustwandeln, alte Plastekarussells, verrottende Fahrgeschäfte und abgewrackte Märchenlandschaften bestaunen. Für vier Tage hat das HAU den Park wiedereröffnet: „Der kommende Park“ heißt das morbide Vergnügen. Immer zur vollen Stunde gibt es Führungen. Auch vergangene, abgespielte Theateraufführungen können verlorene Paradiese sein. Letzte Woche wäre der große Regisseur Peter Zadek 85 Jahre alt geworden, und zum Geburtstag gibt es im Berliner Ensemble, wo er nach der Wende mal kurz (und nicht sehr glückhaft) zum Leitungsteam gehört hat, Filmnächte mit alten Inszenierungsaufzeichnungen. Freitag und Samstag kann man da zum Beispiel zwei von Zadeks allerberühmtesten Arbeiten sehen: Shakespeares „Othello“ (mit Ulrich Wildgruber) am Freitag. Und die „Lulu“ (mit Susanne Lothar) am Samstag.

 Das Maxim Gorki Theater hat in dieser Woche ein besonderes Projekt im Angebot: mit Schülern der einst berüchtigten Rütli-Schule in Neukölln hat Peter Kastenmüller auf der Basis von J.M.R. Lenz’ dunklem Hauslehrerdrama „Der Hofmeister“ ein Stück über Neukölln erarbeitet. Teil eins „Die Freistunde“ hat am Donnerstag auf dem Rütli-Campus Premiere.

■ „Der kommende Park“. HAU / Spreepark Plänterwald, 16.–29. 5.

■ „Peter-Zadek-Filmnächte“. BE, Fr. + Sa.

■ „Der Hofmeister“. Maxim Gorki Theater/Campus Rütli, ab Do.