DAS KOSOVO WIRD IMMER MEHR ZUM SPIELBALL RUSSLANDS UND DER USA
: Konflikte bis zum Kaukasus

Der Ton zwischen Russland und dem Westen wird frostiger. Dass der Weltsicherheitsrat in Gestalt einer Delegation in die Krisengebiete der Welt reist, um sich ein eigenes Bild zu machen, ist ja nicht schlecht. Bei der Reise in das Kosovo aber geht es nicht um die Erweiterung der Kenntnisse. Denn gerade die UN-Spitze muss ja über genügend Informationen über den Konflikt verfügen: Schließlich ist das Kosovo seit fast 8 Jahren ein UN-Protektorat.

Nein, es geht um das Verhältnis Russlands zu den USA und der Europäischen Union. Das Kosovo ist zum Spielball der sich entwickelnden Interessengegensätze geworden. Dabei sind die USA nicht ganz unschuldig. Der Aufbau eines Raketenschutzschilds an den Westgrenzen Russlands muss in Moskau als Affront verstanden werden. Wichtiger noch aber ist die Einflussnahme der Amerikaner in der Kaukasusregion und den umliegenden Gebieten von Aserbaidschan bis Tadschikistan. Die Erdölvorkommen dort sind für den Westen wie auch für Russland und China von großem Interesse.

Im Zuge des Kosovokonflikts scheint sich eine neue Frostperiode im Ost-West-Verhältnis anzubahnen. Der Ahtisaari-Plan hat sicherlich seine Schwächen, weil es das Land in ethnische Zonen aufteilt, also ganz andere, als sie Russland kritisiert – Putin interessiert das Schicksal der Menschen dort ja nicht. Russland zeigt Stärke, ohne im Kosovo große Risiken eingehen zu müssen. Es hat selbst keine Truppen mehr dort, kann aber in Serbien an Sympathien und politischem Rückhalt gewinnen. Putin will im Kosovo die USA und die EU in die Schranken weisen. Auch im schlimmsten Fall. Sollte es zu keiner Resolution des Weltsicherheitsrats kommen, wird das Parlament in Prishtina die Unabhängigkeit ausrufen, was die serbischen Gemeinden dann ihrerseits vom Kosovo tun würden. Die diplomatische Anerkennung des Kosovos durch den Westen gäbe Putin zudem freie Hand, zum Beispiel in Georgien und Abchasien zu agieren. Der Konflikt reichte dann offen über den Balkan hinaus. Keine guten Aussichten. Hoffentlich lässt sich diese Konfrontation vermeiden.

ERICH RATHFELDER