Abschiebung verhindert

ASYL In Niedersachsen haben rund 100 Menschen die Polizei daran gehindert, eine Familie abzuholen

Mehr als 100 Menschen haben mit einer friedlichen Protestaktion im niedersächsischen Lavelsloh im Kreis Nienburg am frühen Mittwochmorgen die Abschiebung einer libanesischen Familie verhindert. Die Eltern leben mit ihren zwei Kindern seit Februar in dem Dorf. Aufgrund politischer Unruhen seien sie zunächst vom Libanon nach Saudi-Arabien geflohen, hieß es aus Unterstützerkreisen. Nachdem die Aufenthaltsgenehmigung dort endete, kamen sie über Italien nach Lavelsloh.

Vor rund einem Monat sei die Familie über ihre Rückführung nach Italien informiert worden. In der Gemeinde gebe es aber erhebliche Zweifel daran, dass die Familie durch die massiven Flüchtlingsströme in Italien auch menschenwürdig untergebracht werden könne, sagte die Lavelsloher Pastorin Margit Beubler.

Außerdem hätten sich die beiden vier- und fünfjährigen Kinder gerade im Kindergarten eingewöhnt. Ein erneuter Ortswechsel wäre extrem belastend für die Kinder. Der Kirchenvorstand habe daher am Dienstag einstimmig einem Kirchenasyl im Gemeindehaus zugestimmt. „Unser Kirchenasyl zielt darauf, der Familie Zeit einzuräumen, in Deutschland einen Asylantrag zu stellen“, sagte Beubler.

Zum Zeitpunkt der angekündigten Abholung durch die Ausländerbehörde des Landkreises Nienburg am Mittwoch um sechs Uhr morgens versammelten sich den Angaben zufolge 115 Unterstützer auf dem Kirchengelände. Sie hätten „freundlich und unaufgeregt“ die Polizei über das Kirchenasyl informiert, woraufhin sich diese vom Kirchengelände entfernte.

Zuletzt hatte eine Osnabrücker Stadtteil-Initiative mehrmals Abschiebungen verhindert, in dem sie friedlich die Eingänge von Flüchtlingsunterkünften blockiert hatten.  (epd)