POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstag wird im Versammlungsraum des Mehringhofs (Gneisenaustraße 2a, 19 Uhr) über die „spanische Rechte während der Krise“ gesprochen, Antifeixistes País Valencià referiert, es wird ins Deutsche übersetzt. Spanien nämlich ist einer der wenigen europäischen Staaten, in dem die extreme Rechte seit den 1980er Jahren nicht im Parlament vertreten ist, und das trotz des Franco-Erbes. Stattdessen besetzt die rechtskonservative Volkspartei, die Partido Popular, von sich aus Rechtsaußenpositionen. Derzeit stellt diese Partei die Regierung. So hat sich Herbert Wehner sein Idee vom Vernichten durch Umarmung sicher nicht auslegen lassen wollen!

Am Freitag wird in der Bibliothek der Freien (Greifswalder Straße 4, 19 Uhr) über die 104. Kompanie der Syndikalisten im Warschauer Aufstand gesprochen, eine Kampfformation, die sich weigerte, Nationalfarben zu tragen, und stattdessen ein schickes Schwarz-Rot bevorzugte. Auch organisierten sie Suppenküchen und gaben eine Zeitung heraus. Der Warschauer Aufstand im Jahre 1944 gegen die Deutsche Wehrmacht war der größte Aufstand seiner Art, doch geehrt wurden die Syndikalisten erst ab den 90er Jahren. Im Realsozialismus wurden die, die den Aufstand und seine brutale Niederschlagung durch die Deutschen überlebt hatten, von den Regierungskräften gegängelt, weil sie „Linksabweichler“ waren.

Am Montag wird in der Baiz (Schönhauser Allee 26a, 19 Uhr) über den Islamischen Staat gesprochen – „Ideologie, Entstehung, Politik der neuen Terror-Bewegung“ sollen beleuchtet werden, der Experte Atilla Steinberger ist dafür extra aus dem Fränkischen angereist. Er will allerdings eine „genauere Betrachtung der Interessenpolitik von USA und Nato“ leisten und behauptet, dass sich einzig die PKK und Anverwandte dem IS entgegengestellt hätten, womit er die Peschmerga und andere vergisst. Ein stark eingefärbter Vortrag steht somit zu fürchten.

Nahezu zeitgleich wird im Buchladen Schwarze Risse (Gneisenaustraße 2a, 10 Uhr) über die Frage debattiert, ob Indien die größte Demokratie der Welt ist. Dominik Müller stellt sein neues Buch vor, in dem es um „Marktmacht, Hindunationalismus, Widerstand“ geht und um die Frage, ob „das Bild, das auch viele Medien in Europa gerne von Indien zeichnen“, der Wahrheit entspricht. Dem indischen Wirtschaftswunder jedenfalls fallen viele zum Opfer, Hunger und Ausbeutung sind an der Tagesordnung. Müller hingegen lässt „Kleinbauern, Straßenhändler, Geschäftsleute, Hindunationalisten, Anti-AKW-Aktivisten und Whistleblower aus dem nuklearen Establishment zu Wort kommen“. Wir sind gespannt!