kabinenpredigt
: Sarah BSC

So, das war es wohl mit dem drohenden Abstiegskampf. Mit dem 4:0 am Samstag steht die Hertha wieder dort, wo sie sich einen guten Teil der Hinrunde festgekrallt hatte: im oberen Mittelfeld. Gut gemacht, ganz toll.

Aber auch ganz schön link. Denn jetzt ist auch dem, der vielleicht noch aus Gutmütigkeit daran glaubte, dass die Grottenkickereien der vergangenen Wochen keine Absicht waren, klar, dass es nur um lächerliche Machtdemonstration ging. Habt ihr Spieler ja super gemacht! Einfach mal zeigen, dass es an euch ist, einen Trainer zu behalten oder rauszuekeln. Weil Falko Götz laut Simunic „nicht immer die Wahrheit gesagt hat“. Ach Gottchen, na das ist ja echt schlimm. Dafür haben die Spieler hinter seinem Rücken gelästert, ihn mit Kaugummi bespuckt und sich einfach geweigert, zu gewinnen.

Ist die Bundesliga denn ein Kinderspielplatz, auf dem man heimlich den dicken Jungen von nebenan mit Sand beschmeißt, wenn gerade niemand von den Erwachsenen hinschaut? Ja, genau so sieht die Realität bei Hertha aus. Eigentlich, so vermute ich, sollte dieses Spiel noch weitergehen. Wer erst mal erfolgreich an der Entscheidungsmacht geschnuppert hat, will mehr erreichen. Und so stand auch Hoeneß auf der Abschussliste. Bis den Spielerspatzenhirnen einfiel, dass sie sich damit womöglich ins eigene Fleisch schneiden würden. Denn welcher andere Bundesligatrainer hat so geniale Fehleinkäufe zu verbuchen wie Meister Hoeneß? Ein neuer Manager würde vielleicht einfach mal aussortieren. Au weia. Nee, das trauen die Spieler sich dann doch nicht und machen lieber brav wieder mit. Ziemlich charakterlos, oder? Aber das ist nun wieder meine Naivität, ich möchte immer noch glauben, Fußballer hätten so etwas wie Ehre.

Eigentlich fände ich es auch viel gerechter, wenn Hertha auf der Tabelle dort stehen würde, wo sich zum Beispiel Bielefeld oder Frankfurt befinden. Fände es richtiger, wenn diese Spielverweigerung der letzten Monate mit einem wirklichen Abstiegskampf bestraft werden würde. Denn wo könnte Hertha stehen, wenn es dieses elende Spielchen nicht gegeben hätte? Vielleicht nicht auf einem der ersten drei Plätze, aber doch zumindest auf einem sicheren fünften Platz. Ich weiß, das ist auch jetzt noch mit Glück möglich, aber es wäre doch viel schöner, hätte die Mannschaft den Anschluss nach oben nicht zwischendurch wegen Doofheit und Größenwahn aus den Augen verloren. Schön ist der Sieg über Aachen also tatsächlich nur für die Fans. Doch auch die haben eigentlich eine Mannschaft verdient, die sich das wöchentliche Mitfiebern auch verdient hat.SARAH SCHMIDT