Für oben zu wenig

Werder Bremen verliert in Bielefeld mit 2:3 und verpasst den Sprung an die Tabellenspitze der Bundesliga

BERLIN taz ■ Der SV Werder Bremen ist schon lange nicht mehr Spitze. Am 19. Spieltag standen die Norddeutschen zum letzten Mal auf Platz eins der Tabelle. Auch nach dem 31. Spieltag und dem 2:3 gegen Arminia Bielefeld bleiben sie mit zwei Punkten hinter dem FC Schalke 04 zurück, und mit einem hinter dem VfB Stuttgart.

„Die Mannschaft wird keine Wünsche offen lassen“, hatte Werder-Manager Allofs vorm Spiel gesagt. Das klappte vor allem in den ersten zwanzig Minuten. Der Titelaspirant spielte in dieser Phase guten Kombinationsfußball, Diego verteilte die Bälle klug vorm Strafraum, Frings stürmte über den rechten Flügel, kurzum, Bremen schickte sich an, die Schmach von Barcelona vergessen zu machen, jene 0:3-Niederlage, die der deutsche Vertreter im Halbfinale des Uefa-Pokals am Donnerstag gegen Espanyol kassiert hatte.

Doch bereits nach einer halben Stunde gingen die Gedanken der Bremer zurück nach Katalonien, denn trotz einer guten Anfangsphase fingen sie sich ein Tor ein. Die Parallele war deutlich: Es handelte sich wieder um eine Standardsituation; Böhme hatte einen Freistoß mit Schmackes in den Strafraum getreten, die Bremer Abwehr schaute zu, der Armine Westermann war mit dem Kopf zu Stelle: 1:0.

Die Szene, die zum Gegentor führte, spielte sich im Schattenreich der Bielefelder Fußballarena ab, dort, wo es bis dato kaum zu Zweikämpfen gekommen war. Auf der anderen Seite, in der Sonne Ostwestfalens, hatte Bremen sein Offensivspiel aufgezogen und einige Chancen herausgearbeitet: Diegos Kopfball (7. Minute) sprang an den Pfosten, Klose hätte die Chance zum Abstauber gehabt, doch der Profi, der zwischen dem „Informationsgespräch“ mit den Bayern (Allofs: „Miro ist da mit einer gewissen Naivität reingegangen“) und anderweitigen Offerten sichtlich Kraft gelassen hat, kam zu spät. Es war eine symptomatische Szene, denn obwohl Klose mehr Bälle als in Barcelona berühren durfte und in der 58. Minute mit einem Abstaubertor sogar für den 1:1-Ausgleich sorgte, agierte er meist gehemmt – im Gegensatz zu seinem Mannschaftskollegen Reinke, der das Bremer Tor hütete.

Reinke ersetzte Wiese, der bei Espanyol die Rote Karte gesehen hatte. Werder-Trainer Schaaf begründete den Torwarttausch damit, dass er Reinke vorm Rückspiel im Uefa-Cup Spielpraxis geben wollte. In der 12. Minute kratzte der Altmeister einen Flugkopfball von der Linie. Weitere Paraden folgten, doch in der 60. Minute musste der 38-Jährige erneut hinter sich greifen. Bei einem Schuss von Kamper war er machtlos. Auch in der 79. Minute war Reinke geschlagen; Eigler hatte zum 3:2 eingenetzt.

Freilich durfte sich auch Reinkes Gegenüber Mathias Hain beweisen, denn in Halbzeit zwei erhöhte Werder Bremen den Druck. Die Angreifer Aaron Hunt und (später) Hugo Almeida kamen ins Spiel. Nun setzten sich die Norddeutschen im Schatten fest, spielten um die massive Abwehr Arminias herum wie ein Handballverein in Überzahl, was immerhin zum 2:2-Ausgleich durch Almeida (74.) führte. Für die Spitze war das zu wenig. TAZ