Kontinentaler Querschnitt

Das Problem liegt ja schon ein bisschen in der viel zu kleinen Schublade begründet: Afrika. Ein Wort für eine riesige Landmasse, die von schneebedeckten Gipfeln über tropische Urwälder bis zu unwirtlichen Wüsten so ziemlich jedes Klima umfasst. Eine Landmasse, die Menschen beherbergt, die von traditionellen Aberglauben über christliche und muslimische Religionszugehörigkeit bis zu urban säkularisierten Lebensweisen jedes Klischeebild vergessen machen können. Politische Entwicklungen in ganz unterschiedliche Richtungen – von Staatsverbrechen und Korruption bis hin zu verschiedenen Demokratieansätzen und auch „failed states“: In Afrika lässt sich so ziemlich alles finden, was die politische Theorie sich ausdenken oder nicht erträumen mag. Der gemeinsame historisch-narrative Anker des Kontinents ist die koloniale Unterwerfung durch das weiße Europa, die Ausbeutung, der Mord und die millionenfache Entführung. Wie auf diesem Erbe aus erniedrigten Objekten der europäischen Geschichte handelnde Subjekte ihrer ganz eigenen werden, will Dominic Johnson mit seiner Arbeit aufzeigen. Einen Querschnitt über historische, ökonomische, ideologische und kulturelle Entwicklungen gibt der taz-Redakteur mit seinem neuen Buch „Afrika vor dem großen Sprung“, das heute Abend vorgestellt wird und hoffentlich Interesse daran weckt, aus Überblickswissen über eine riesige Landmasse breiter gestreute Detailkenntnis und Empathie werden zu lassen.

■ Afrika vor dem großen Sprung – Buchvorstellung mit Klaus Wagenbach Verlag: 25. Mai, 18.30 Uhr, taz-Café Rudi-Dutschke-Str. 23, Eintritt frei