RAF-Mitglieder sollen reden

Ex-Terroristin Maier-Witt: Das Schweigen zu brechen, wäre vor allem für sie selber gut

BERLIN ap/dpa ■ Die frühere RAF-Terroristin Silke Maier-Witt hat am Wochenende ihre ehemaligen Gefährten dazu aufgefordert, das Schweigen über ihre Taten zu brechen. „Es wäre vor allem für sie selber gut“, sagte Maier-Witt der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Sie könne es zwar verstehen, dass ehemalige RAF-Mitglieder nicht noch einmal mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden wollten. „Aber ich halte es nicht für richtig“, sagte die 57 Jahre alte Psychologin, die 1977 an der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer beteiligt war und heute für das Forum Ziviler Friedensdienst in Mazedonien arbeitet. Zugleich kritisierte sie, dass die Gerichte eine Art „Kollektivbestrafung“ der RAF-Mitglieder vollzogen und sich nicht bemüht hätten, die individuelle Schuld auszuloten.

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries wandte sich gegen ein Umdeutung der Geschichte der Terroranschläge: „Wir dürfen nicht zulassen, dass diejenigen, die damals Täter waren, jetzt auf einmal als die Opfer dastehen.“ Diese Gefahr sehe sie aber angesichts der gegenwärtigen Diskussion.

Der baden-württembergische Justizminister Ulrich Goll kündigte am Wochenende an, er wolle dem früheren Terroristen Christian Klar trotz dessen gerichtlich durchgesetzter Hafterleichterungen ein Praktikum als Bühnentechniker an dem von Claus Peymann geleiteten Berliner Ensemble verweigern. „Ein solch exponierter Platz wie ein Theater in Berlin“ sei für das ehemalige RAF-Mitglied nicht geeignet. Die Grünen kritisierten das neuerliche Nein Golls scharf. „Ein Praktikum oder eine Beschäftigung kann ein wichtiger Beitrag zur Resozialisierung und zur Vorbereitung einer Haftentlassung sein“, sagte Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck.