Kaum Platz für Frauen im Landtag

In einem Internetspiel auf der Landtagsseite treten fast nur Männer auf. Grüne fordern gerechte Sprache

Im Landtag wimmelt es nur so von Männern. Frauen treten in verschwindend geringer Minderheit auf. Auf diese Idee zumindest könnte man kommen, wenn man das Spiel „Wer ist wer?“ auf der Internetseite des Landtags anklickt.

In dem Angebot, das sich an Jugendliche richtet, gilt es, Spielfiguren in einem virtuellen Plenarsaal zu platzieren: den Abgeordneten, den Minister, den Parlamentarischen Geschäftsführer, den Kameramann, den Interviewer. Eine Abgeordnete, eine Kamerafrau, eine Ministerin? Fehlanzeige. Auch die NRW-Datenschutzbeauftragte Bettina Sokol wird ihres Geschlechts beraubt. Im Spiel tritt nur ein Datenschutzbeauftragter auf.

„Nahezu unberücksichtigt“ bleibe das weibliche Geschlecht bei der Bezeichnung der Spielfiguren, bemängelt die Landtagsfraktion der Grünen in einem Antrag, der morgen im Plenum beraten wird. Auch in den Internetauftritten und anderen Schriftstücken der Ministerien und des Landtags findet sich nach Ansicht der Grünen zu oft nur die maskuline Form. Und das, obwohl im Landesgleichstellungsgesetz, das seit 1999 in Kraft ist, steht: „Im dienstlichen Schriftverkehr ist auf die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu achten.“ Die Grünen drängen darauf, dass dies auch geschieht. Sie fordern: „Geschlechtergerechte Sprache anwenden!“

Sprachwissenschaftliche und psychologische Studien würden seit längerem darauf verweisen, dass maskuline Formulierungen „männliche Vorstellungen“ verstärken. Für Ämter würden weniger Frauen vorgeschlagen, wenn nur von „Kandidaten“ und „Bewerbern“ die Rede sei.

„Werden Frauen nicht genannt, bleiben sie unsichtbar“, schreiben die Grünen in ihrem Antrag. Sprache drücke „nicht nur Diskriminierung von Frauen aus, sondern sie schafft sie, sie konstruiert und begründet sie“.

Eine Hoffnung immerhin gibt es: Die Oma, die sich im virtuellen Plenarsaal im Internetspiel auf die Zuschauerbühne setzt, darf bleiben, was sie ist – eine Frau in Begleitung ihres Mannes. Und auch die Figur, die zwischen den Spielrunden mit einem Besen durch die Reihen feudelt, macht mit ihrem Dutt einen sehr weiblichen Eindruck.

KATHARINA HEIMEIER