Werder beseitigt NPD-Werbung

VEREINSRECHT Fußball-Bundesligist schließt Rechtsextremisten Jens Pühse aus. Der hatte versucht, durch Vereinsmitgliedschaft im Wahlkampf zu punkten

Drei Tage nach der Wahl nutzt der NPD das Medien-Echo auf den Ausschluss kaum

Das Präsidium des Sportvereins Werder Bremen hat ein Ausschlussverfahren gegen den rechtsextremen NPD-Bundesvorstand Jens Pühse eingeleitet. „Wir machen damit von unserem satzungsmäßigen Recht Gebrauch“, teilte Vizepräsident Hubertus Hess-Grunewald am Mittwoch auf der Homepage des Fußball-Bundesligisten mit. Demnach können Mitglieder ausgeschlossen werden, die eine rassistische Gesinnung vertreten und das Ansehen des Vereins schädigen.

Pühse ist Mitarbeiter der sächsischen Landtagsfraktion der NPD und managte in Bremen den Wahlkampf der Partei. Im Februar war er Mitglied bei Werder geworden. Kurz darauf versuchte der Bremerhavener das in seinem Facebook-Profil zu Werbezwecken auszuschlachten.

Dafür kombinierte er die Werder-Raute mit dem Logo seiner Partei. Dennoch fragte er auf seiner online-Pinnwand dann scheinheilig, was denn seine Parteimitgliedschaft mit der bei Werder Bremen zu tun habe. Die Erklärung hat er nun von Präsident Klaus-Dieter Fischer persönlich bekommen: Der nannte den Vereinsbeitritt Pühses „eine Wahlkampfinszenierung“.

Wohl deshalb hat das Präsidium mit dem Beginn des förmlichen Ausschlussverfahrens bis jetzt gewartet: Ursprünglich war mit einem Beschluss bei der Sitzung am 3. Mai gerechnet worden. Damit hätte man allerdings offenkundig die Hoffnungen der Nazi-Strategen auf mehr Aufmerksamkeit im Wahlkampf erfüllt. Drei Tage nach der Wahl nutzt der NPD das Medien-Echo wenig.

Deutlich positioniert hatten sich Vereinsführung und Anhänger des Clubs direkt nach Bekanntwerden von Pühses Beitritt: Während sich die Fans auf Transparenten solidarisch mit dem „Keinen Meter“-Bündnis erklärten, das die Demonstration gegen den Nazi-Aufmarsch am 30. April in Bremen organisiert hat, forderte die Vereinsführung das unerwünschte Mitglied zunächst zum freiwilligen Rückzug auf. Doch das lehnte es ab – und machte das Schreiben öffentlich. Im Verlauf des Ausschlussverfahrens hat es nun Anspruch auf eine Anhörung.

Das Präsidium kann sich dabei auf die Satzung stützen. Die legt fest, bestimmt die Funktion des Sports als verbindendes Element zwischen Nationalitäten, Kulturen, Religionen und sozialen Schichten. Der Verein solle allen Generationen „unabhängig von Geschlecht, Abstammung, Hautfarbe, Herkunft, Glauben, sozialer Stellung oder sexueller Identität eine sportliche Heimat“ bieten.

„Es ist für uns unbegreiflich, wie Herr Pühse seine politische Gesinnung in Einklang mit der Unterstützung für unsere multikulturelle Profimannschaft bringen kann“, so Fischer. Werder sei seit vielen Jahren Vorreiter in der Bundesliga beim Thema Anti-Diskriminierung. „Deswegen wollen wir auch hier ein klares Signal senden.“ EPD/TAZ