SOUNDTRACK

Art Brut waren mit ihrem Auftauchen 2005 für viele eine Art Erlösung von diesem und jenem Schrecken, der einem als Indie-sonstwas verkauft wurde. Die Band spielte im Einfachmodus, sie kam aus England und klang auch so, der Sänger nölte in größtmöglicher Autonomie von der Musik Frechheiten, Lapidares und Privates vor sich her. Toll fanden das viele und toll war das auch. Den wenigsten fällt es bekanntlich leicht, die damit geschürten Erwartungen an die noch folgenden Platten zu befriedigen, schließlich wollen die Leute immer gleichzeitig, dass sich alles und nichts verändert. In diesem Sinne haben Art Brut alle ein bisschen enttäuscht mit ihrer zweiten Platte, wohingegen sich die nunmehr wieder völlig erwartungslose Öffentlichkeit über das dritte Album umso mehr freute. Jetzt steht das vierte Album ins Haus und man darf so viel verraten: es ist etwas zahmer ausgefallen, natürlich tanzbar geblieben und: Sänger Eddie Argos’ Genöle ist inzwischen einer Art Gesang gewichen, der zumindest etwas Mühe darauf verwendet, sich auch in der Nähe der Musik aufzuhalten. Sa, 28. 5., 20 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5

Wenn die Kerze ausgeht, darauf konnte man sich immer verlassen, war das Konzert zu Ende. Heute weiß man zusätzlich: wenn der Schlagzeuger rausgeht, ist auch die Band am Ende. Dead Moon, diese Instanz für immer gleich lange und auch immer gleich klingende rotzig-trotzige und gleichzeitig latent von Traurigkeit umwehte Rocksongs, sind seit 2006 Geschichte. Damit aber keinesfalls die Aktivitäten des Ehepaars Cole, die in der US-amerikanischen Einöde mit Pierced Arrows ein neues LowFi-Duo gegründet haben, von dem sich nun wirklich sagen lässt, dass es genau dort ansetzt, wo die Vorgängerband angefangen und aufgehört hat. Hätten sich Bands wie White Stripes eine etwas dickere Scheibe abgeschnitten, was hätte aus ihnen werden können. So bleibt es dabei: für wunderbar schmutzigen Rock, der einem unbestimmte Sehnsucht in den Körper rammt, bleiben im Endeffekt nur die Coles zuständig. Oder wie Fred Cole es in der Abschiedserklärung von Dead Moon ausdrückte: „Die Kerze brennt weiter.“ Do, 26. 5., 21 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

Dass Geschwister Großes schaffen können, weiß man nicht erst seit Adolf und Rudolf Dassler oder eben den besagten White Stripes. Cris und Curt Kirkwood sind aber nicht einfach nur Geschwister, gemeinsam bildeten sie jahrelang auch eine Art familiären Anhang „legendärer“ SST-Bands wie Hüsker Dü und Minutemen. An deren Bekanntheitsgrad kamen sie zunächst wohl auch deshalb nicht heran, weil die Meat Puppets immer mal wieder den vergleichsweise engen Rahmen des Genres verließen, um sich – was nicht allen gefiel – beim Blues-, Folk- und Hard-Rock und sogar auch beim Country umzuschauen. Erst mit dem Niedergang von Punk und den Freiheiten von Grunge hinsichtlich freizügiger Gitarrenarbeit und langer Haare hatte die Band dann ihrerseits in den frühen 1990er Jahren ihre goldenen Tage. Nicht von ganz ungefähr mag auch Curt Cobains Hinweis kommen, der sie zu einem seiner musikalischen Vorbilder erklärte. Nach den üblichen Auflösungen erschienen die Meat Puppets ab 2007 immer wieder sporadisch und in neuen Besetzungen mit einer neuen Platte auf der Bildfläche. Jetzt sind die Brüder wieder vereint und man darf sich auf einen Abend dreckigen Gegniedels freuen. Fr, 27. 5., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 NILS SCHUHMACHER