LESERINNENBRIEFE
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Gedankenlos

■ betr.: 25 Jahre Mauerfall. Kulturprojekte in Berlin

Ich bin empört über die geplante Lichtinstallation zum Gedenken an die Berliner Mauer von den Künstlern Christopher und Mark Bauder (www.kulturprojekte-berlin.de/unsere-veranstaltungen/25-jahre-mauerfall.html). Bei der Konzeption der Lichtballon-Installation wurde nicht an die Umwelt gedacht. Noch vor Kurzem wurde auf dem Tempelhofer Flugfeld eine riesig lange Plastiktütenkette erzeugt („Berlin tüt was“). Ca. 3.000 Plastiktüten wurden zu einer Kette verknüpft, um auf das krasse Aufkommen von Plastikmüll aufmerksam zu machen. Jetzt planen die Bauder-Brüder mit Unterstützung Berlins eine Lichtinstallation zum Mauergedenken, an deren Ende 8.000 Ballons in den Himmel aufsteigen sollen. Können Sie sich vorstellen, dass die 3.000 Plastiktüten aus der Plastiktütenkette einfach so in den Wald oder ins Meer geworfen werden unter dem Deckmantel der Kunst? Ich denke nicht, denn das wäre skandalös und widersinnig. Aber genau das passiert, wenn die 8.000 Ballons in den Himmel aufsteigen sollten. Die Künstler müssen darauf verzichten! Das tut der Installation keinen Abbruch. Im Gegenteil, die Veränderung der Installation für den Umweltschutz wird sicherlich als ein sehr positives Signal der Stadt und der Stiftungen von den Bürgern wahrgenommen werden. Scheinheiligkeit und Gedankenlosigkeit in Bezug auf den Umweltschutz werden vermieden. CAROLA SCHOLZ, Berlin

Saftladen

■ betr.: „Ultimatum: Flüchtlinge sollen DGB-Haus räumen“, taz.de 1. 10. 14

Ach, so weit geht dann die Unterstützung der DGB doch nicht. Große Sprüche klopfen, aber wenn es darum geht, etwas wirklich zu unternehmen und mit handfesten Leistungen zu unterstützen, dann ist die Belastung zu hoch. Was für ein Saftladen. ANTON PHILIPS, taz.de

Ware Mensch

■ betr.: „Migration: Blechbuden für Flüchtlinge“, taz.de vom 30. 9. 14

Wie hier wieder Firmen an der Ware Mensch profitieren und richtig Kasse machen! Dafür hätte die Politik/Verwaltung viel Wohnraum schaffen können – wo die Menschen leben. Aber nein, man bringt sie in megateuren Blechcontainern unter! Wer hat hier denn wieder Kasse gemacht? Wohnungen solltet ihr – ja, ihr Beamten und ihr Politiker – bauen lassen. Es gibt die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften und ihr solltet endlich die vielen leerstehenden Wohnhäuser aktivieren. Menschen gehören nicht in Container, gerade wir deutschen Weltenbürger in unserem reichen Land sollten doch wohl in der Lage sein, Wohnraum ganz schnell zu schaffen. Ganze Landstriche in Deutschland veröden und sind inzwischen menschenleer. Daher ist die Reaktion, Containerdörfer aufzustellen, völlig inakzeptabel. Sorry – aber seit Jahren ist bekannt, dass immer mehr Menschen aus ihren Heimatländern flüchten und in die Mitte Europas kommen werden. Schaut – falls ihr Politiker und ihr Beamten mal Zeit haben solltet – hier nach, als Tip gegen das weitere Verschleudern von Steuergeldern: www.leerstandsmelder.de/berlin.

DANIEL BÜDEKER, taz.de

Ein Gernegroß

■ betr.: „Stöß lässt sich Berlin was kosten“, taz.de vom 29. 9. 14

Ein „Gernegroß“ ist mein Eindruck von diesem Jan Stöß, der unbedingt, weil angeblich alternativlos, eine neue, sehr kostspielige „Jahrhundertbaustelle“ auf dem Blücherplatz einrichten will! Er will dort den Neubau der Landeszentralbibliothek hin haben und damit alle dortigen Kiezbewohner vertreiben und nicht mitbestimmen lassen! Mit seiner „Richtlinienkompetenz“ dann als Regierender Bürgermeister von Berlin durchsetzen, in Kooperation mit interessierten CDU-Parteimitgliedern und vor allem höchst interessierten, höchst spekulierenden Investoren und Bauherren! Dazu sagt die Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann nichts. Denn sie hat keinen Plan für ihre Bezirkspolitik, wie sie selbst offen zugegeben hat! Für diesen Kiez hat sie keinen Spaziergang unternommen und sich dort umgeguckt oder ist von den dortigen Kiezbewohnern begeistert und zustimmend begrüßt worden. Sicherlich verweist sie auf die Landespolitik und wird den Jan Stöß oder den Raed Saleh aus Spandau machen lassen, was sie wollen und planen. GERDA FÜRCH, Berlin

Wichtige Überlegung

■ betr.: „Suche nach den Nachwuchslinken“, taz.de vom 2. 10. 14

Eine sehr wichtige Überlegung! Viel zu oft erlebt man nicht nur in Großstädten die örtlichen linken Organisationen als elitäre Gruppierungen, die sich nach außen vollkommen verschließen. Wer sich Toleranz, Gleichberechtigung und Offenheit gegenüber Minderheiten auf die Fahnen schreibt, sollte eben diese Werte auch gegenüber allen anderen leben. Mir ist „die Antifa“ bisher tendenziell unfreundlich, herablassend und abwertend begegnet, wahrscheinlich weil ich kein vermummter Polizistenprügler bin. Sich dann zu wundern, dass die Rechten mit dem Verschenken von CDs auf dem Schulhof und netten Ausflügen an Mitgliedern gewinnen, empfinde ich das als sehr kurzsichtig! ARJAB, taz.de