hamburger szene
: Wusch! Rumms!

Ein riesiger Bagger knabbert das ehemalige Bismarck-Bad klein. Sein langer Arm endet in einer Hydraulik-Schere, die um ihre Längsachse rotieren kann. Es sieht aus, als würde sich ein Saurier mit massigem Leib, langem Hals und gewaltigem Gebiss an dem Schwimmbad satt fressen. „Das ist geil“, sagt eine Passantin, „da könnt’ ich stundenlang zusehen.“ Der Kneifer durchtrennt herabhängende Stahldrähte, bricht Betonbrocken aus der Decke und zerrt einen mannshohen Plastiksack mit Bauschutt aus der Etage heraus.

Wie befriedigend es für den Baggerführer sein muss, diese Arbeit zu machen: Er gebietet über eine Maschine, die Wände knacken kann und er hat das Resultat stets vor Augen. So macht Arbeiten auch am Samstag Spaß. Die Versuchung muss groß sein, mit diesem Monster-Arm einfach mal dreinzuschlagen: einmal das Ding von links nach rechts schwenken und Tabula Rasa machen! Wusch! Zusehen, wie die oberen Stockwerke herunterkrachen! Rumms!

Jungsträume eben. Doch der Baggerführer ist sich seiner Verantwortung bewusst: Vorsichtig streckt er den Baggerarm zwischen die Decken des aufgerissenen Gebäudes hinein. Peinlich genau achtet er darauf, keine Säule zu knicken. Nichts darf plötzlich brechen, platzen oder springen. Schließlich flanieren ja nur wenige Meter entfernt die Leute vorbei.

Wir stellen fest: Baggerführer ist doch kein so attraktiver Beruf. Dann lieber Sprengmeister: Der muss zwar auch diszipliniert vorgehen. Dafür wird er aber mit einem fabelhaften Tabula-Rasa-Gefühl belohnt.GERNOT KNÖDLER