Missionieren impossible

KEINE GRÜNDUNG Die Pläne für eine evangelische Oberschule fanden im Kirchentag zu wenig Zustimmung. Sie sei zu teuer und exklusiv, so die Kritik

„Die Gründung wäre das falsche bildungspolitische Signal“

Nach intensiver, aber sachlicher Debatte scheiterten gestern im Parlament der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) die Pläne für die Gründung einer privaten evangelischen Oberschule. Mit 75 zu 64 Stimmen befürwortete zwar die Mehrheit der Delegierten die Schulgründung. Doch das reichte nicht: Die Statuten des Kirchentages fordern eine Mehrheit von 60 Prozent. Dabei war sogar ein Ort bereits gefunden: Am Weserufer neben der Kulturkirche im Stephaniviertel hätte die Schule entstehen sollen.

„Wenn wir evangelische Bildung wollen, müssen wir sie selber machen“, sagte Andreas Quade, Pastor der Evangelischen Studierenden Gemeinde. Er hatte das Schul-Konzept mitentwickelt und trat als flammender Befürworter auf. „Andachten, Einkehrtage, mehrstündiger Religionsunterricht von der fünften bis zur 13. Klasse“ – Pastor Quade schwärmte. Geschichte, Bio, Deutsch, alle Fächer würden „die Erfahrung christlichen Glaubens“ ermöglichen. Dafür forderte er die eigene Oberschule.

Finanziell sei das „verantwortbar“, so Johann Daniel Noltenius, Leiter der Kirchenkanzlei. Nur die soziale Verträglichkeit der Schulgebühren hätte mit Gemeindemitteln ermöglicht werden sollen – neben den 20 Millionen Euro für Grundstück und Baukosten. Von den kalkulierten 3,8 Millionen jährlichen Kosten für den laufenden Betrieb hätte Bremen ab dem dritten Jahr 70 Prozent übernehmen müssen. Die Gemeinden sollten dann nur noch 800.000 Euro zusteuern.

Doch zu viele waren dagegen. Nicht nur, weil die Finanzlage der BEK ohnehin angespannt ist und die Mitgliederzahl sinkt. Für Bernd Klingbeil-Jahr, Pastor der Friedenskirche, wäre die Gründung einer Privatschule das „völlig falsche bildungspolitische Signal“. Kinder aus bildungsnahen Schichten würden aus den Stadtteilen abgeworben. „Dem öffentlichen Schulwesen fällt man damit in den Rücken.“ Schulgeld wirke ausschließend, trotz der Stipendien. Bei Kindertagesstätten und der Gemeindearbeit fehle die jährliche Schul-Million schon heute. Auch die Neustädter Pastorin Frauke Lieberum warnte vor einer „Klientel-Schule“: „Wie“, gab sie zu bedenken, „müssen muslimische SchülerInnen sich denn auf einer eindeutig evangelischen Schule fühlen?“ Für Bildungsgerechtigkeit sorgten eher Projekte wie die „Bildungsbrücke“. Viele teilten diese Ansicht. JPB