Daniél Kretschmar hört auf den Sound der Stadt

Der Armchair Traveller geht nicht aus dem Haus, er bleibt wo er ist, im gemütlichen Sessel und lässt sich von Erzählungen bis sonst wohin tragen, sieht alles, ohne hinzugehen. Die gleichnamige Band, die morgen im ehemaligen Haus Ungarn, jetzt .HBC, ihre minimalistischen Improvisationen präsentieren wird, macht ihr Publikum zu Armchair Travellern. Wer es bis ins Konzert schafft, kann sich entspannt zurücklehnen. Originelle, funkig-jazzige Arrangements spielen mit unterschiedlichsten Hörerwartungen. Weltmusikeinflüsse werden hier nicht albern romantisiert, sondern geben Impulse für überraschende Momente weiter musikalischer Sessel-Reisen.

Am Sonntag gibt es einen Pflichttermin wegen des Projekts, Jens Friebe hier im Schnitt alle zwei Wochen zu erwähnen. Na ja, nicht nur deswegen, es ist auch die Finissage der aktuellen Ausstellung („Me and the Establishment“) von Jim Avignon, dessen musikalisches Alter Ego Neoangin mehrere KollegInnen (neben Friebe, Chris Imler, Candie Hank, Nova Huta) zum Anti-Establishment zusammengetrommelt hat, auf dass sie die Verhältnisse und anwesende Gäste zum Tanzen bringen.

Auch irgendwie Tanzmusik, aber schon sehr anders, gibt es beinahe zeitgleich im Festsaal Kreuzberg zu bestaunen, wo das japanische Instrumentalrocktrio Nisennenmondai niemanden mit unkontrollierten Ausbrüchen unnötiger Virtuosität überfordert, sondern stattdessen monoton-hypnotische Klangteppiche ausbreitet.

Am Donnerstag schließlich wird im Ausland (Lychener Str.) auch ordentlich geklangteppicht, dabei aber in guter alter Krautrocktradition deutlich schwungvoller hypnotisiert. Camera, die gerne auch in U-Bahn-Schächten oder uneingeladen (!) auf der Berlinale-Eröffnung für euphorische Stimmung sorgen, sind: Best of the week!

■ Armchair Traveller: .HBC, Sa. 21 Uhr

■ Jim Avignon: Haus am Lützowplatz, So., 20 Uhr

■ Nisennenmondai: Festsaal Kreuzberg, So., 21 Uhr

■ Camera, Eagle Boston: Ausland, Do., 21 Uhr