Mordprozess: Chefarzt sagt aus

Der Chefarzt der Intensivstation an der Charité stand nach eigenen Angaben regelrecht unter Schock, als er im vergangenen Oktober über den Mordverdacht gegen eine Krankenschwester unterrichtet wurde. Im Prozess gegen die 54-jährige Schwester äußerte Professor Gert Baumann gestern vor dem Landgericht Unverständnis darüber, dass er erst fünf Wochen nach den ersten Gerüchten informiert worden sei. Der Familienanwalt eines verstorbenen Patienten hielt dem Personal vor, vier Morde hätten wahrscheinlich verhindert werden können, wenn das Kommunikationssystem in der Uniklinik funktioniert hätte. Nach Angaben Baumanns wurden aber inzwischen Konsequenzen gezogen. Die Staatsanwaltschaft will der 54-Jährigen sechs Morde an Patienten im Alter von 48 bis 77 Jahren in den Jahren 2005 und 2006 nachweisen. In der vergangenen Woche wurde die pflegerische Stationsleitung vom Dienst suspendiert, nachdem Klinikpersonal im Prozess von Misshandlungen der Patienten berichtet hatte. Die Charité hat eine Untersuchungskommission zu den Vorgängen in der kardiologischen Intensivstation angekündigt. DPA