Grün ist oft billiger als Froschgelb

Ökostromanbieter gleichen ihre höheren Einkaufspreise durch weniger Werbung und geringere Renditeansprüche aus

Der gelbe Frosch vorm „Tagesthemen“-Wetter ist zum Symbol für einen Wandel in der Stromwirtschaft geworden. Denn die Kosten für diesen Werbespot dürften mit dazu beitragen, dass der einstige Billigstromanbieter Yello zunehmend von Ökostromfirmen unterboten wird. Zwar verschweigt auch die ARD, was der tägliche Werbefilm kostet, doch sicher ist: Der Yello-Kunde muss ihn bezahlen.

Die Ökostromer produzieren Werbeausgaben in diesem Maße allesamt nicht. Die Ersparnis können sie an die Kunden weitergeben: Vor allem im deutschen Südwesten sind die Ökos oft die billigsten Versorger. In Südbaden etwa werden sparsame Kunden mit 1.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch von niemandem billiger beliefert als den Stromrebellen der Elektrizitätswerke Schönau (EWS). Selbst der vermeintliche Discountstromer Yello ist deutlich teurer.

Die Kosten für Werbung und Sponsoring, die bei einigen eingesessenen Unternehmen der Werbeflut nach zu urteilen beträchtlich sein müssen, sind nur einer von mehreren Gründen. Viel hängt an den Firmenstrukturen. „Ökostromer saßen noch nie auf dem Ruhekissen einer Monopolstellung“, sagt Andreas Jahn vom Bundesverband Neuer Energieanbieter (bne). Und deswegen könnten sie den etwas höheren Einkaufspreis des sauberen Stroms über eine effizientere Unternehmensführung mitunter mehr als ausgleichen.

„Die Anbieter von Ökostrom haben oft eine ziemlich gute Kostenstruktur im Vertrieb“, weiß auch Holger Krawinkel vom Bundesverband der Verbraucherzentralen in Berlin. Und er vermutet, dass sich Ökostrom in Zukunft im Vergleich zu den „Egalstromern“ eher noch günstiger entwickelt: Die unabhängigen Anbieter dürften eine weitere Senkung der Netzentgelte durch die Aufsichtsbehörde direkt an die Kunden weitergeben. Bei den eingesessenen Unternehmen sei das nicht so sicher; die könnten versucht sein, geringere Netzerlöse durch höhere Vertriebsmargen zu kompensieren. Oft peilen die Altmonopolisten ohnehin höhere Gewinnmargen an als die Umweltfirmen.

Die Schönauer EWS zum Beispiel gehören allein der Netzkauf Schönau, einer Gesellschaft von 750 Bürgern. Und die haben vor allem ein Ziel: die Stromwirtschaft ökologischer zu gestalten. Das macht auch das Preissystem der EWS deutlich, das zu einem gut Teil politisch geprägt ist: Ein niedriger monatlicher Grundtarif soll Kleinverbraucher belohnen und somit zum Stromsparen motivieren. Bei größeren Stromverbrauchern ist es mittlerweile oft der Ökostromhändler Lichtblick, der als Preisbrecher auftritt. Als junges Unternehmen habe man „effiziente Strukturen, selbstentwickelte IT-Systeme und geringere Margenerwartungen“, sagt Firmensprecher Gero Lücking. Zudem komme Lichtblick mit einem „viel kleineren Overhead“ aus – also „ohne den Wasserkopf“ vieler etablierter Firmen. Zudem sei Lichtblick mit mittlerweile 235.000 Privatkunden „in der glücklichen Lage, die Fixkosten auf eine Kundenanzahl umlegen zu können, die 850 bis 870 andere Stromversorger in Deutschland so nicht vorweisen können“. Denn Lichtblick liegt im Ranking der 900 deutschen Stromversorger nach eigenen Angaben mittlerweile „irgendwo zwischen Platz 50 und 30“. So kann der Preis heute für Stromkunden kein Argument mehr gegen den persönlichen Stromwechsel sein. Darauf weist auch Volker Neubeck, Koordinator des Aktionsbündnisses „Atomausstieg selber machen!“ hin: „Vielfach ohne Mehrkosten“ könnten Verbraucher nun durch einen Stromwechsel „handfest gegen die Atomkraft und für Klimaschutz einstehen“. Und Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, verweist darauf, dass „dreckiger und gefährlicher Strom aus Kohle und Atom“ mitunter nicht nur teurer ist, sondern vor allem „uncool“. Nur die Anbieter des angeblich so billigen Stroms aus Kohle und Atom schweigen beharrlich, wenn man sie fragt, warum ihr Mix denn von Grünstromfirmen längst unterboten wird. So auch Yello-Strom: „Anfragen zu Preisstrukturen kommentieren wir nicht.“

BERNWARD JANZING