Greenpeace fordert Autoindustrie heraus

Die Umweltschützer halten das 3-Liter-Auto für durchsetzbar – und sammeln Unterschriften kaufwilliger Kunden

HAMBURG taz ■ Die heute gängigen Automodelle könnten 50 Prozent weniger Benzin verbrauchen und damit auch 50 Prozent weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen. Dass das möglich ist, versucht Greenpeace mit einem umgebauten Renault Twingo zu zeigen. „Er beweist seit zehn Jahren, dass ein Verbrauch von drei Litern auf hundert Kilometer möglich ist“, erklärt Marc Specowius von Greenpeace. Die Umweltorganisation fordert die Verbraucher auf, schriftlich ihre Absicht zu bekunden, in Zukunft ein Sparauto zu kaufen. Die Adresslisten soll der Hersteller erhalten, der sich als Erster verpflichtet, solche Wagen zu bauen.

Vor zehn Jahren hatte kein Hersteller das Sparauto bauen wollen. Angesichts der laufenden Klimadebatte und der schrumpfenden Einkommen breiter Bevölkerungsschichten hoffen die Umweltschützer, jetzt mit einem neuen Anlauf Erfolg zu haben. Greenpeace nennt sein Sparauto „Smile“ für „small, intelligent, light, efficient“. Es ist viel leichter als herkömmliche Autos, hat einen effizienteren Motor, eine bessere Aerodynamik und Leichtlaufreifen.

Harthmuth Hoffmann von VW bestreitet den Erfolg dieses Modells. Der Test einer Autozeitschrift habe ergeben, dass der umgebaute Twingo ähnlich viel Treibstoff verbrauche wie ein Golf. Auch habe er keinen Crash-Test bestanden. VW habe sein 2,9-Liter-Auto Lupo mangels Nachfrage vom Markt genommen. Die Kundschaft verlange immer größere und besser ausgestattete Wagen.

Die Autobauer seien „Gefangene ihrer eigenen Werbung“ geworden, die das Auto als Statussymbol propagiere, findet der Greenpeace-Verkehrsexperte Wolfgang Lohbeck. Beim Umsteuern müsse die Politik helfen. „Wir brauchen einen Anreiz zum Kauf spritsparender Autos.“ Greenpeace plädiert für eine kohlendioxidabhängige Kfz-Steuer und eine kontinuierliche Erhöhung der Mineralölsteuer. Da mehr als die Hälfte der in Deutschland hergestellten Autos Dienst- und Firmenwagen sind, versucht Greenpeace auch Flottenmanager für die Smile-Autos zu begeistern. Das Carsharing-Unternehmen Cambio freut sich über die Initiative. „Wir haben ein wirtschaftliches Interesse an sparsamen Fahrzeugen, denn unsere Endkundenpreise sind inklusive Benzin“, sagt Geschäftsführer Joachim Schwarz. Wenn der Treibstoffverbrauch nur um einen Liter auf 100 Kilometer sinken würde, könnte Cambio im Jahr 125.000 Liter Diesel und damit 320 Tonnen Kohlendioxid sparen, rechnet Schwarz vor. GERNOT KNÖDLER